6 Sanskrit-Begriffe für dich erklärt

Von Karen Welters

Sanskrit ist die heilige Sprache der Hindus und seit über tausend Jahren die Sprache des Yoga. Alle religiösen Schriften von den Veden und Upanishaden bis zur Bhagavad Gita und den Yoga-Sutren von Patanjali wurden auf Sanskrit verfasst. Geschrieben wird sie in der sogenannten Devangari-Schrift, die und vielleicht ein bisschen an chinesische Schriftzeichen erinnert... Keine Angst, wir behaupten nicht, dass du als Yogi:ni Sanskrit beherrschen musst. Es gibt jedoch ein paar Grundbegriffe, die so gut wie in jeder Yogastunde vorkommen. Kennst du schon alle?

Namasté  नमस्ते 

ist in vielen Yogastunden das erste Wort, das überhaupt an die Schüler:innen gerichtet wird. Es ist nämlich die Begrüßung unter den Yogi:nis, und bedeutet soviel wie

„Das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir“


+++ Ob Namastè kulturelle Aneignung ist, beleuchtet Katharina Goßmann übrigens in diesem Artikel. +++


Für Namasté legt die Yogalehrerin oder der Yogalehrer gerne die Hände in der Gebetshaltung vor dem Brustbein aneinander in das sogenannte

Anjali Mudra  अञ्जलि मुद्रा

Ups, gleich zwei Sanskrit-Worte. „Anjali Mudra“ bedeutet Gruß, Hingabe, Verehrung, Segen und Demut und wird durch das Aneinanderlegen der Hände vor der Brust symbolisiert. Ein Mudra (ursprünglich „Siegel“), ist eine symbolische Geste, die sowohl im alltäglichen Leben (in Indien begrüßt man sich heute noch gerne mit Namasté, begleitet von einer leichten Verbeugung...) als auch in der religiösen Praxis (Gebetshaltung) oder im Tanz vorkommt. Wörtlich aus dem Sanskrit übersetzt heißt Mudra „das, was Freude bringt“. Die Geste wurde bereits vor tausenden von Jahren angewandt, um den Göttern zu gefallen.

Bei den meisten Mudras handelt es sich um Hand- oder Fingermudras, wobei die jeweils aneinandergelegten Finger unterschiedliche Wirkungen haben. Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Beispiel verwendet in ihren Reden oft das „Hakini-Mudra“ (Aneinanderlegen der Fingerspitzen), das der Konzentration dient. Die Wirkung der Mudras ergibt sich durch die Stimulanz der Meridiane, die in den Fingerspitzen ihren Anfang und ihr Ende haben und durch Druck auch unsere inneren Organe beeinflussen. 


In dieser Mudra Meditation führt dich Renè Hug durch eine Abfolge von Mudras, darunter auch das Hakini Mudra:

Mudra Meditation mit Renè Hug – YogaEasy


OM oder AUM  ॐ

Die meisten Yogastunden werden mit dem dreimaligen Chanten des Mantras OM eröffnet. Durch das dreimalige Singen des OM verneigen wir uns vor der Dreifaltigkeit (Körper, Geist und Seele) und der jahrtausendalten Tradition des Yoga. OM oder AUM, der universelle Urklang, symbolisiert die Ganzheit des Seins, da er die Aspekte Anfang/Beginn (A), Wachstum (U) und Ende (M) miteinander verbindet. Die Schwingungen, die wir mit dem Chanten in uns und um uns erreichen, wirken sich positiv auf unser Befinden aus und versetzen uns in einen Zustand von Harmonie, Glückseligkeit und einem Gefühl von Einssein mit allem. Gib es zu, auch wenn das gemeinsame OM-Singen in der ersten Stunde befremdlich sein mag, du hast das angenehme Kribbeln beim oder nach dem Singen sicher auch schon gespürt...


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Asana आसन​

oder auch "gesunder Sitz". Aber warum Sitz, wenn wir uns doch in jeder Asana ordentlich verrenken? Im traditionellen Sinne diente Yoga in erster Linie der Meditation, denn schließlich geht es im Yoga um das „Zur Ruhe kommen der Aktivitäten des Geistes“ (yogas citta vrtti nirodhah, Yoga-Sutra 1.2.). Um möglichst lange im Meditationssitz verweilen zu können, muss der Körper fit und muskulös sein - daher wurden Asanas praktiziert. In modernen Yogastunden wird das Wort Asana für jede erdenkliche Pose oder Haltung verwendet, die der Yogi einnimmt. Die 84 im Hatha Yoga überlieferten Asanas tragen das Wort selbst häufig in sich, wie in Paschimottanasana, Navasana, Chaturanga Dandasana, Adho Mukha Svanasana... Die wichtigsten Asanas findest du in unserem Asana-Lexikon.

Pranayama प्राणायाम

So, du hast die Begrüßung und das gemeinsame Singen geschafft. Weiter geht es mit Pranayama, den Atemtechniken im Yoga. Diese werden der Asana-Praxis häufig vorangestellt. „Prana“ ist die Bezeichnung für „Lebensenergie“, „Ayama“ kann mit „kontrollieren“ übersetzt werden: Es geht also um die Kontrolle bzw. die Meisterschaft über die Atmung. Wer in eine Yogastunde geht, ist vielleicht heiß auf die Asana-Praxis und Bewegung und wird bei den Atemübungen leicht ungeduldig. Aber bleib dran, denn es lohnt sich: Durch Atemübungen kann dein gesamter Körper aktiviert, belebt, gereinigt und/oder beruhigt werden.


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Surya Namaskar सूर्य नमस्कार

Der Sonnengruß – eine Sequenz von fließenden Asanas, die deinen Körper ideal aufwärmen und für die nachfolgende Yoga-Praxis aktivieren. Je nach Yogastil kann der Sonnengruß leicht unterschiedlich ausfallen. Im Asthanga Yoga kommt man dabei richtig ins schwitzen, während der Jivamukti-Sonnengruß etwas sanfter daher kommt. Alles über den Sonnengruß und die verschiedenen Ausführungsarten findest du hier.

Für alle, die bis jetzt durchgehalten haben, gibt es noch ein Bonus-Sanskrit Wort zum Abschluss: Shanti Shanti Shanti शान्ति, Friede. Es wird ganz in buddhistischer und hinduistischer Tradition dreimal hintereinander gesungen – für Frieden in deinem Körper, deinem Geist und deiner Seele.

Karen Welters
Karen Welters

Karen ist freie Autorin, Bloggerin und Yogalehrerin. Sie praktiziert bereits seit über 10 Jahren Yoga und hat in dieser Zeit verschiedenste Yogastile und Yogalehrer kennengelernt. „Was mich an Yoga besonders fasziniert, ist die Tiefe dieses ganzheitlichen, traditionellen Übungssystems. Yoga ist soviel mehr als nur die körperorientierte Asana-Praxis“, so Karen. „Yoga zwingt dich dazu nach innen zu schauen, dich selbst zu erkennen und zu lieben.“  Mehr über Karen Welters erfährst du unter yogakara.de.