
Yoga & Musik: Die beliebtesten Musiker:innen
„Musik und Rhythmus finden ihren Weg zu den geheimsten Plätzen der Seele“, schrieb der Philosoph Platon schon vor über 2.000 Jahren. Wahre Worte – Musik trifft uns im Kern, sie bewegt, inspiriert und beruhigt uns und lässt Gefühle lebendig werden. Sie bringt Menschen zusammen und verbindet. Musik ist eine Sprache, die alle sprechen. Kein Wunder also, dass Musik in den Kulturen und Traditionen rund um die Welt schon immer eine so große Rolle spielte. Auch im Yoga.
In der modernen Yogawelt sind Klang und Musik omnipräsent, mal mehr und mal weniger traditionell: Da gibt es die Shavasana-Playlist für die Endentspannung in der Yogaklasse, „Sound Healing” in Form von Gong- oder Kristallklangschalenmeditationen, kurze Chants wie das berühmte OM. Und beim Kirtan, dem Mantrasingen im Call and Response (ein/e Sänger:in singt vor und die Gemeinschaft wiederholt das Gesungene im Wechsel), entsteht eine ganz besondere Magie. Denn gerade zusammen mit anderen in der Kula (Gemeinschaft) wird die Kraft der eigenen Stimme und der Spirit der Lieder oft besonders intensiv erlebbar.
Was Musik und Kirtan außergewöhnlich macht
Raus aus dem Kopf und rein ins Herz: Es gibt kaum einen schnelleren Weg raus aus der Gedankenspirale sowie rein in den Körper und in den Moment als Singen (im Yoga oft „chanten” genannt). Na gut, jedenfalls wenn die anfänglichen Schamgefühle überwunden sind.
Dass Musik heilsam auf Körper und Psyche wirken kann, bestätigt auch die moderne Wissenschaft. Untersuchungen zeigen, wie Musik unter anderem die Herzfrequenz, den Blutdruck, die Muskelspannung und die Atmung beeinflusst und unser Hormonsystem sowie hierdurch auch unsere Emotionen und unser Stressempfinden verändert. Je nach Musikrichtung werden unterschiedliche Hormone ausgeschüttet, oft sind Endorphine dabei, die körpereigenen Glückshormone. Darum werden Klänge auch als therapeutisches Mittel genutzt, um Schmerzen zu lindern, Erinnerungen wachzurufen oder Menschen mit Depressionen zu begleiten.
Kirtan als spirituelle Praxis öffnet dabei noch eine andere Ebene neben den positiven Benefits „normaler“ Musik. Denn Yoga bringt die Ebene des Bewusstseins dazu. Spirituelle Musik oder Kirtan – aus der Tradition des Bhakti Yoga – ermöglicht die Verbindung mit etwas Höherem. Ein Bindeglied beim Kirtan ist dabei das Mantra. „Diese alten Chants enthalten eine transformative Kraft und heilende Energie“, sagt Jai Uttal, einer der Großen der internationalen Kirtan-Szene (mehr über Jai weiter unten). „Indem wir diese Gebete singen, schließen wir uns einem Strom des Bewusstseins und der Hingabe an, der seit Jahrhunderten fließt.“
Ein Mantra kann eine Silbe sein, ein Wort oder Vers in Sanskrit, einer der ältesten Sprachen der Welt, oft auch die Sprache der Götter genannt. Bekannte Mantras sind zum Beispiel Om Namah Shivaya, So Ham oder das Gayatri-Mantra. Beim repetitiven Chanten von Mantren mit ihren jeweiligen „Ladungen“ entstehen Schwingungen, die auf den feinstofflichen Energiekörper einwirken, den Geist zur Ruhe bringen und uns mit unserer „inneren Musik“ verbinden. Ein wichtiges Element ist dabei die Hingabe – auf dem Strom der Stimme mitschwimmen und ganz loslassen. So kann uns Kirtan in ekstatische und meditative Zustände führen, was alle bestätigen können, die schon mal im Kirtan-Flow waren.
Filmtipp : Wenn du mehr über die Kraft von Mantra, Chanting und Musik erfahren willst, empfehlen wir dir den Film „Mantra – Sounds into Silence” von Georgia Wyss!
Die Kirtanszene wächst
Kein Wunder also, dass Kirtan auch außerhalb der Bhakti-Tradition immer beliebter wird und immer häufiger auf Festivals, in Yogastudios und sogar in Wohnzimmern gefeiert wird – international wie auch in Deutschland. Einige Kirtan-Musiker:innen sind sogar außerhalb der Yogaszene bekannt. Vielen begleiten die Chants nicht nur mit klassischen spirituellen Klanginstrumenten wie Harmonium, Tabla oder Flöte, sondern nutzen für ihre zeitgenössische Interpretationen auch moderne Instrumente – und erschaffen so oft ganz eigene Klangwelten, die innen und außen verschmelzen lassen. Aber auch wenn du es lieber traditionell magst, wirst du in unserer Liste der Yoga-Musiker:innen bestimmt Inspiration für deine nächste Kirtan-Session oder Endentspannung in Shavasana finden!
Die wichtigsten Musiker:innen und Bands der Yoga-Szene
1. Krishna Das
KD – wie er von Vielen auch genannt wird – wollte eigentlich Rockstar werden, doch die Begegnung mit seinem Guru veränderte in den 70er Jahren das Leben des heutigen Kirtan-Stars. Krishna Das' spirituelle Reise begann als Schüler von Ram Dass, der ihm von Guru Neem Karoli Baba erzählte (von dem du in dieser Liste noch öfter lesen wirst), für den er später nach Indien reiste. Hier startete sein Weg als Bhakti-Yogi. Heute ist er für seine tiefe erdige Stimme und Leidenschaft für Mantren und Kirtan weltweit bekannt. Bis heute hat KD 16 Alben herausgebracht und war außerdem nominiert für einen Grammy in der Kategorie „Best New Age Album“.
Seine Geschichte erzählt er in der Doku One Track Heart.
2. Deva Premal & Miten
Sie gehören zu den bekanntesten Musik-Stars der Yogawelt: Deva Premal und Miten, die sich 1990 im legendären OSHO Ashram in Pune begegneten, interpretieren indische und tibetische Mantren zu modernen Klängen. Der britische Sänger und Gitarrist Miten und die deutsche Sängerin Deva geben heute auf der ganzen Welt Konzerte – häufig mit Bambus-Flötenspieler Manose im Gepäck. Sie veranstalten Gatherings, Satsangs und (Online-)Meditationen. Das erfolgreiche Paar, das bis heute über 1,5 Millionen Alben verkauft hat, zählt definitiv zu den Yoga-Celebrities.
Mehr unter devapremalmiten.com.
3. Snatam Kaur
Mit ihrer gefühlvollen Stimme und Hingabe ist sie aus der Kundalini-Yoga-Welt nicht wegzudenken: Snatam Kaur führt mit ihren Liedern direkt ins Herz und will mit ihren Chants einen Beitrag für Frieden und Heilung auf der Welt leisten. Die US-Sängerin kam schon in ihrer Kindheit mit Yoga und den Lehren von Yogi Bhajan in Berührung. Viele ihrer Lieder sind gesungen in Gurmukhi, der heiligen Sprache der Sikhs. In ihrem Buch Original Light teilt sie nicht nur Praktiken aus der Kundalini-Yoga-Tradition, sondern erzählt auch viel von ihrem eigenen Lebensweg und Sadhana.
Mehr unter snatamkaur.com.
4. Jai Uttal
Musik sei der „Link zu seiner Seele“, sagt Jai Uttal, der schon seit sage und schreibe gut 50 Jahren Kirtan anleitet und unterrichtet und damit zu den Pionieren der Szene im Westen gehört. In New York City wuchs er mit Musik auf, lernte schon mit sieben Jahren klassisches Klavier, später Banjo, Mundharmonika und natürlich Gitarre – das Instrument, das ihn heute meist auf der Bühne begleitet. Geprägt von seiner Zeit in Indien und bewegt von der Begegnung mit seinem Guru Neem Karoli Baba, wurde Bhakti Yoga sein spiritueller Weg. Heute verschmelzt er indische Musik mit erdigen Rock- und Jazz-Klängen zu einzigartiger Fusionmusik.
Mehr unter jaiuttal.com.
5. Wah!
Wah! ist das Projekt von Wah Devi, einer US-amerikanischen Musikerin, die in den 1990ern als erste Frau Kirtan in den Westen brachte (so steht es jedenfalls auf ihrer Website). Vor allem ihr ruhiges Weltmusik-Album „Savasana“ (2001) verkaufte sich bestens, heute ist sie musikalisch tanzbarer und grooviger unterwegs. „Less Stress more Wah!“ ist ein Sticker, den ihre Fans gestaltet haben und der zeigt, welche heilsamen Vibes ihre Musik kreiert. Wah! gibt heute Konzerte, Sound Healing Workshops, Yogalehrer-Ausbildungen und mehr. Freitags spielt sie übrigens Live-Online-Satsangs, die es unter anderem auf YouTube zu hören und sehen gibt.
Mehr unter www.wahmusic.com.
6. Bhagavan Das
Mit 18 Jahren verließ der junge Kermit Michael Riggs Kalifornien, um die Welt zu bereisen. Sein Weg führte ihn nach Indien, wo er Schüler von Guru Neem Karoli Baba wurde und viele Jahre an dessen Seite lebte. Seitdem heißt er Bhagavan Das und ist Sänger, Bhakti-Yogi und spiritueller Lehrer, der vor allem traditionelle Bhajans und Kirtans singt. Heute leitet er unter anderem Online-Satsangs, Meditationen oder auch Life-Coachings, manches davon zusammen mit seiner Frau Amulya Maa.
Mehr unter bhagavandas.com.
7. MC Yogi
Der Rapper unter den Yogis und Yoginis: MC Yogi verbreitet mit Songs wie „Be the Change“, „Dancing in the Sun” oder „Breathe Deep“ nicht nur kraftvolle Beats, sondern auch gute Laune. Schon mit 18 kam er in Kontakt mit Yoga – heute ist er einer der bekanntesten Yogalehrenden in den USA. Und auch als Musiker ist er international bekannt und performt seine groovigen Songs auf Festivals und Konzertbühnen. Dabei produziert er gerne zusammen anderen Künstler:innen, von Krishna Das über Jai Uttal bis zu Jivamukti-Gründerin Sharon Gannon (die übrigens selbst langjährige Musikerin ist und auch ein Album veröffentlicht hat). Mehr über MC Yogi gibt es in seinem Buch „Spiritual Graffiti“ zu lesen.
Mehr unter mcyogi.com.
8. Dave Stringer
Dave Stringer und seine Band sind seit vielen Jahren fester Teil der Kirtan-Bewegung. Zusammen touren sie seit dem Jahr 2.000 um die Welt und begeistern mit ihrer Fusion aus indischen Ragas, Gospel-Klängen und amerikanischer Countrymusik. Der Grammy-nominierte Kirtan-Künstler war ursprünglich Jazzmusiker und Filmredakteur, aber seit ein Filmprojekt ihn in den 90ern in Swami Muktanandas Ashram nach Indien führte, nehmen Yoga und Meditation einen festen Platz in seinem Leben ein. Bekannt ist heute auch seine „Kirtan Flight School“, ein 10-tägiger Workshop, um tiefer in Musik, Kirtan und auch die Wissenschaft drum herum einzutauchen.
Mehr unter davestringer.com.
9. Ajeet Kaur
„Kiss the Earth“, „Light of my Soul“ oder „In Your Grace“ – schon die Songtitel lassen den poetischen Hang der Weltmusikerin anklingen, die schon in jungen Jahren von der Musik verzaubert wurde. Ajeet Kaur und ihre Band verschmelzen in ihren Liedern Einflüsse aus Irish Folk sowie meditativen und mystischen Klängen und erzählen Geschichten, die ins Herz führen. Aufgewachsen ist die Kundalini-Yogini in den USA und in Irland, außerdem verbrachte sie als Schülerin mehrere Jahre in Indien, wo sie unter anderem bei Ustad Narinder Singh studierte. Gerne arbeitet Ajeet mit anderen Künstler:innen zusammen, darunter bisher Snatam Kaur, Trevor Hall oder auch Peia.
Mehr unter ajeetmusic.com.
10. Deutsche Yoga-Musiker:innen
Und auch die deutsche Yogawelt hat einige Künstler:innen im Line-Up, die mit Kirtan, Chants und spirituellen Klängen die Yoga-Studios und -Festivals bereichern. Hör doch mal rein bei Petros Haffenrichter, Janin Devi & André Maris oder Mirabai Ceiba.