Klangschale nada yoga musik
Bild: Xenia Bluhm für YogaEasy

Nada Yoga – die heilende Kraft des Klangs

Von Madhavi Guemoes und Merle Blankenfeld

„Nada“ kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Ton oder Klang. Seit Jahrtausenden wird dieser Yoga-Weg praktiziert und findet auch hierzulande immer mehr Zulauf. Gern hört man Mantra-Rezitationen zu oder findet sich im Yogastudio zum Kirtan, dem gemeinsamen Singen von spirituellen Liedern, ein. Im Nada Yoga geht es um die Konzentration auf einen Klang, der wenig mit dem Sound des täglichen Lebens zu tun hat. Hier geht es vielmehr darum, durch kontemplatives Lauschen, sei es durch das Wiederholen von Mantren, Musizieren, Kirtansingen oder der Konzentration auf Geräusche aus der Natur, zu innerer Ruhe zu finden. Dafür braucht man nicht einmal ein langes Mantra – das Wiederholen vom OM, der bekanntesten und sogar von vielen Yogaschüler:innen als „heilig“ empfundenen Silbe aus dem Sanskrit, reicht vollkommen aus.

Nada, Nadis und Koshas

Durch das Wiederholen erzeugen wir eine Schwingung in unserem Körper, der durch alle unsere Energiekanäle (Nadis) fließt, in unseren Chakren mündet und von dort über alle unsere Körperschichten (Koshas) ausstrahlt. Das ursprüngliche Nada Yoga besteht aus der heiligen Sprache Sanskrit, die eine ganz bestimmte zentrierende und kraftspendende Wirkung auf unseren Geist hat. Nada Yoga geschieht auf Grundlage des hörbaren Klangs (ahata-nada). Hier können Yoginis und Yogis die feineren Ebenen von Klang und Schwingung entdecken und lernen, diese immer differenzierter wahrzunehmen. Das hingebungsvolle Lauschen erhebender Musik – etwa klassischer indischer Ragas – nennen wir Nada-Upasana.

Dabei verfeinern wir die Fähigkeit des Nach-innen-Lauschens durch die meditativen Praktiken von Bhramarin-Atem und Nada-Anusamdhanaso so, dass wir in der fortgeschrittenen Praxis unser eigenes Energiefeld als Klangschwingung wahrnehmen können. Durch die Nadis strömt das Prana, die Lebensenergie. Bei der Praxis von Nada Yoga geht es um das Lauschen auf den „Klang“ des Prana.

Dabei ist es überhaupt nicht wichtig, dass man versteht, was man da eigentlich singt, der Klang allein schafft eine heilende Verbindung zu unserem Herzen. Nada Yoga öffnet und befreit den Geist von Stress und Begrenzung. In den alten yogischen Schriften wie der Hatha Yoga Pradipika heißt es: „Wenn jemand Vollkommenheit im Yoga ersehnt, so soll er einzig mit ruhigem Geist auf den Klang hören und alle Gedanken hinter sich lassen.“

Nada Yoga für Anfänger:innen

Der Einstieg ins Nada Yoga ist ganz simpel:

1. Beginne täglich deine Sinne mehr nach innen zu richten, auf deinen eigenen inneren Klang. Das fällt uns heutzutage sehr schwer, weil wir ständig, ohne sie bewusst wahrzunehmen, von Geräuschen umgeben und vor ständiger Ablenkung nicht gefeit sind.

2. Übe Bhramari, das Bienensummen. Hier findest du eine Anleitung für die Atemübung:

Bhramari: Summend Nada Yoga üben

  • Komme in einen bequemen und aufrechten Sitz deiner Wahl.
  • Verschließe mit den Daumen die Ohren, lege die Zeigefinger sanft über die Augen, die Mittelfingerkuppen seitlich an die Nasenflügel, die Ringfinger auf die Oberlippe und die kleinen Finger auf die Unterlippe. Diese Handhaltung (= Mudra) wird „Das Verschließen der sieben Pforten” oder auch „Shanmukti Mudra” genannt. 
  • Lausche eine kleine Weile dem Geräusch deines Atems.
  • Fahre fort, ruhig und tief zu atmen, aber summe wie eine Biene während des Ausatems. Wenn nach dem Ein- oder Ausatmen Pausen entstehen, lasse es zu. 
  • Beende die Übung, wenn du merkst, dass deine Arme ermüden. Lege dann die Hände zurück auf die Knie oder in den Schoß, und spüre in deinem Inneren noch eine Weile mit geschlossenen Augen nach. Verbinde dich mit den Empfindungen, die dieses „Bienensummen” in dir hinterlassen hat.

Das große Mantra-Programm von YogaEasy


3. Lausche Musik, die dir Kraft spendet, bei der du das Gefühl hast, tiefer atmen und dich fallen lassen zu können. Das können Mantras sein oder auch klassische Musik. Wenn wir es schaffen, den Geist täglich mehr zur Ruhe zu bringen, der inneren Schwingung mehr Raum geben, öffnet sich unser Herz und die Verbindung zum Ganzen gelingt. Ooooohhhhhhmmmmm. 

Du kannst zum Beispiel gemeinsam mit Wanda Badwal das bekannte Mantra „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu” singen:

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes

Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 25 Jahre später zu erkennen, dass dies unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin und Vollzeit-Bloggerin (Kaerlighed.de) in Berlin und ist Mutter von zwei Kindern. Wenn sie nicht in die Tasten haut, versucht sie auf dem Kopf zu stehen. Madhavi praktiziert seit mehr als 25 Jahren Yoga – was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.

Merle Blankenfeld
Merle Blankenfeld

Merle verbindet bei ihre Leidenschaft für Yoga mit einem Faible für alles Digitale. Deshalb schreibt sie über die Themen, die ihr am Herzen liegen: Yoga, Spiritualität und Gesundheit. Wenn sie nicht gerade vor einem Bildschirm sitzt, steht sie entweder auf der Yogamatte oder vergräbt ihr Gesicht in einem Buch (okay, manchmal ist es auch ein E-Reader...).