
Leben im Einklang mit den Jahreszeiten: Frühling als Neuanfang
Tausende Jahre lang lebten wir im Einklang mit der Natur, ohne klare Trennung zwischen Mensch, Tier und Pflanze. Wir wachten mit dem Sonnenaufgang auf, verbrachten den Tag im Freien, aßen Nahrungsmittel, die in der jeweiligen Jahreszeit in der Umgebung wuchsen, und gingen zu Bett, wenn es dunkel wurde. Kurz: Wir lebten im Einklang mit er Natur und ruhten uns ganz natürlich aus, wenn es nötig war, und wurden aktiver, wenn es möglich war.
Heute können wir alle jederzeit haben – wir können im Dezember Wassermelonen essen oder dank Verdunklungsjalousie im Sommer lange ausschlafen. Doch während unser modernes Leben dadurch bequemer geworden ist, führt das Fehlen natürlichen Lebensrhythmen auch zu gesundheitlichen Problemen.
Zum Glück ist es gar nicht schwer, mehr im Einklang mit den Jahreszeiten zu leben. Wenn du herausfinden möchtest, wie du dich wieder stärker mit der Natur verbinden und deine täglichen Routinen im Jahresverlauf anpassen kannst, lies einfach weiter!
Frühling – das „neue Jahr“ der Natur
Der Jahreszyklus beginnt mit dem Frühling – dem „Neujahr“ der Natur. Da wir Menschen ein Teil der Natur sind, sollte es eigentlich auch unser Jahresbeginn sein. Neujahrsvorsätze würden mit viel mehr Klarheit und Motivation getroffen, wenn wir sie im April fassen würden – und nicht mitten im dunklen, kalten Januar, einer Zeit, die sich besser für eine saisonale Winterruhe eignet...
Der Frühling ist die Zeit, in der die Welt wieder zum Leben erwacht. Die Natur steht im Zeichen von Liebe, Fruchtbarkeit, Wachstum und Fülle – ein idealer Zeitpunkt, um unsere Lebensweise bewusster an die Jahreszeiten anzupassen. Die folgenden Tipps helfen dir, dich stärker mit dem Frühling zu verbinden und dein körperliches und geistiges Wohlbefinden zu steigern.
Die wachsende Yang-Energie
Der Frühling ist eine Zeit der „wachsenden Yang“-Energie. Wenn wir den Winter damit verbracht haben, uns auszuruhen und zu regenerieren, fühlt sich der Frühling ganz natürlich als der Moment an, wieder mit Enthusiasmus in die Welt hinauszutreten. Wer jedoch den Winter hindurch durchgearbeitet und sich keine Pausen gegönnt hat, fühlt sich möglicherweise bereits erschöpft. Der Frühling bietet eine Gelegenheit, schrittweise in eine leichtere, hellere Lebensweise überzugehen.
Der Begriff „Frühjahrsputz“ mag trivial klingen, ist jedoch eine wertvolle Praxis, um nicht nur physische Besitztümer loszulassen, sondern auch stagnierende Energie. Ein Haus voller unnötiger Dinge kann die Energie nach unten ziehen. Indem du ungenutzte Gegenstände spendest oder weitergibst, schaffst du mehr Leichtigkeit sowie physischen und mentalen Freiraum.
Da die Energie des Frühlings „yanghafter“ ist, ist dies auch eine gute Zeit, um neue Projekte zu planen, mit kreativen Vorhaben zu beginnen und die Wachstumsenergie der Natur auch für dein persönliches Wachstum zu nutzen.
Yoga für den Frühling
Während der Winter eine Zeit für ruhige, regenerierende Yoga-Einheiten ist, bringt der Frühling mehr Bewegung und Fluss in die Praxis. Um Körper und Geist im Frühling zu aktivieren, sind Drehhaltungen besonders hilfreich.
Einige Yoga-Übungen, die dich mit der Frühlingsenergie verbinden:
Sonnengrüße (Surya Namaskara)
Sonnengrüße bringen deinen Kreislauf in Schwung und aktivieren und kräftigen deinen gesamten Körper. Probiere es gleich aus und übe den Sonnengruß´mit Isabel Djukanovic:
Gedrehter Ausfallschritt (Parivritta Anjaneyasana)
Alle Drehhaltungen unterstützen deinen Stoffwechsel dabei, Altes und Verbrauchtes loszulassen. Der gedrehte Ausfallschritt ist zudem eine Stehhaltung und wirkt als solche noch mal aktivierend und belebend.
Ardha Matsyendrasana (Halber Drehsitz)
Der halbe Drehsitz wirkt besonders entgiftend und bringt dich in Kontakt mit dir und damit in genau die Lebendigkeit, die den Frühling auszeichnen.
Navasana (Bootshaltung)
Die Bootshaltung aktiviert deinen Core und damit dein Manipua Chakra – so sorgst du dafür, dass du sowohl körperlich die Kraft in deiner Mitte stärkst als auch energetisch dein Kraftzentrum anschaltest.
Hier zeigt die Annika Isterling, wie du da Boot korrekt ausführst:
Atmung (Pranayama)
Wenn der Frühling für dich auch den Beginn der Heuschnupfen-Saison bedeutet, kann Kapalabhati (Feueratem) (hier von Anna Trökes demonstriert) helfen, die Nasennebenhöhlen zu reinigen und Energie zu steigern:
[[https://www.yogaeasy.de/videos/tutorial-kapalabhati-atmung-hatha]]
Um aus dem Wintermodus („Yin“) in eine aktivere Frühlingsenergie („Yang“) zu wechseln, kann auch Surya Bhedana (die rechte Nasenlochatmung) belebend wirken. Bei dieser Übung atmest du durch dein rechtes Nasenloch ein und durch dein linkes Nasenloch aus, was deine Sonnenenergie erhöht.
Was dir im Frühling guttut
Der Winter ist die Zeit des Rückzugs, der Reflektion, der Ruhe. Wenn der Frühling beginnt, wird es Zeit einen neuen Lebensrhythmus zu finden.
Bewegung – Zeit, nach draußen zu gehen
Die länger werdenden Tage ermutigen uns, im Frühling aktiver zu sein und wieder länger nach draußen zu gehen. Spaziergänge und Radtouren in der Natur sind wunderbare Möglichkeiten, um die Frühlingsenergie zu spüren und unseren natürlichen Drang nach mehr Bewegung auszuleben.
Schlaf – Mit der Sonne aufwachen
Obwohl Schlaf das ganze Jahr über wichtig ist, hat sich unser Körper darauf eingestellt, im Frühling und Sommer etwas weniger zu schlafen als im Herbst und Winter. Wie unsere Bewegung ist auch unser Schlaf tief mit dem Sonnenlicht und den zirkadianen Rhythmen unserer inneren Uhr verbunden.
Wenn die Sonne früher aufgeht, fällt es uns leichter, früher aufzustehen. Gleichzeitig bleibt es abends länger hell, was dazu führen kann, dass wir später ins Bett gehen möchten. Eine gute Möglichkeit, deinen Schlaf an den Frühling anzupassen, besteht darin, morgens natürlich mit dem Sonnenlicht aufzuwachen – ohne Wecker, wenn möglich.
Soziales Leben – Wieder hinaus in die Welt
Während der Winter den Fokus auf die tiefen Verbindungen mit engen Freunden und Familie legt, lädt uns der Frühling ein, wieder mehr unter Menschen zu gehen. Dies ist eine ideale Zeit, um Freunde zu treffen, die man im Winter möglicherweise weniger gesehen hat, und andere wertvolle soziale Kontakte zu pflegen.
Gesundheit – Liebe deine Leber
Laut der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist der Frühling die Zeit, in der unsere Leber besondere Pflege benötigt. Nach einer oft fettreichen Winterernährung kann die Leber von einer saisonalen Ernährungsumstellung profitieren. Die grünen Lebensmittel des Frühlings unterstützen den natürlichen Entgiftungsprozess des Körpers.
Tipps für eine gesunde Leber im Frühling:
- Trinke mindestens zwei Liter Wasser täglich.
- Reduziere den Konsum schwerer und verarbeiteter Lebensmittel.
- Bewege dich mehr im Alltag.
- Verwende (beim Frühjahrsputz!) natürliche Reinigungs- und Pflegeprodukte, um Giftstoffe zu vermeiden.
- Frühlingslebensmittel und Kräuter: Blattgemüse und frische Kräuter sind genau das, was unser Körper jetzt braucht. Saisonale Lebensmittel wie Spargel, Artischocken, Rucola, Radieschen, junge Kartoffeln, Bärlauch und Erbsen helfen nicht nur der Verdauung, sondern enthalten auch wertvolle Bitterstoffe, die eine gesunde Leberfunktion fördern.
Wenn dich diese Tipps inspiriert haben, dich wieder stärker mit der Natur zu verbinden, dann geh doch jetzt einfach mal gleich in die Natur hinaus. Welche Pflanzen wachsen um dich herum? Wie fühlt sich die Sonne auf deiner Haut an? Welche Düfte kannst du riechen? Welche Farben kannst du sehen? Wie fühlt sich der Frühling für dich an?