Die Verlangsamung der Zeit – mit Yoga

Von Birgit Feliz Carrasco

Die Welt und die Zeit

Du wachst auf, kommst langsam im Hier und Jetzt an, richtest die Sinne bewusst und allmählich nach außen und bereitest dich dann – innerlich wie äußerlich – auf einen schönen, erfahrungsreichen Tag vor. So weit die Idealvorstellung. Die Realität sieht meist anders aus: Du wachst auf – und schon taucht ungefragt die aktuelle To-Do-Liste wie ein Pop-up im Kopf auf und du beginnst, noch bevor deine Füße den Boden berühren, deinen Wettlauf gegen die Zeit...

Zeitmangel und Zeitdruck scheinen omnipräsente Probleme in unserer Welt zu sein. Sie hetzen uns durch den Tag, verursachen Stress und Angst, geben uns das Gefühl, gerade so unsere Pflichten erfüllen zu können, aber nie wirklich Zeit zu haben für Ruhe, für Muße, ja, für das Leben. 

„Zeit ist die letzte Währung
wenn man älter wird.
Wie gibt man sie aus?“

David Crosby (1941-2023)

Die Zeit und du

Wann hast du das letzte Mal zufrieden und glücklich rumgesessen und nichts, absolut gar nichts getan? Weder den Touchscreen des Smartphones bedient, noch eine Nachricht getippt, einen Chat oder den aktuellen Newsfeed gelesen? Wann hast du das letzte Mal an überhaupt nichts gedacht? Gut, das mit dem Nicht-Denken ist eine hohe Kunst. Aber einfach mal nichts tun, das kann eigentlich jeder Mensch. Denn wie du deine Lebenszeit füllst, das bestimmst – theoretisch wenigstens – du. 

Mit Yoga den Körper und die Zeit dehnen

Auszeiten vom Tun und Denken sind essentiell für die Regeneration. Sie sind notwendig, um physisch, mental und emotional gesund zu bleiben. Zu lernen freie Zeit auch wirklich frei zu lassen, ist für Körper und Geist so hilfreich wie heilsam. Wenn du deine Yogamatte ausrollst, dich bewusst atmend durch Asanas bewegt, erlebst du diesen Effekt: Du empfindest deine Yoga-Session als Auszeit und deine Yogamatte als idyllische Insel und fühlst dich danach von Grund auf erfrischt, gestärkt und erholt. Einfach nur, weil du bewusst geatmet und ganz in deinem Körper, bei deinen direkten Empfindungen warst. Yoga kombiniert so Körperdehnung mit „Zeitdehnung”. Genau dieser doppelte Dehnungseffekt ist es, der weltweit Millionen Menschen, die nach einem verlangsamten Lebensstil dürsten, zu Yoga-Fans macht.

Der verlangsamende Effekt von Yoga beschränkt sich aber nicht auf die Matte. Wenn du einmal erfahren hast, wie Stress und Hektik plötzlich abfallen, wenn du bei herausfordernden Asanas oder während eines schwierigen Flows einfach nur ruhig und tief atmest – dann kannst du das auch im Alltag anwenden. Wenn der Abgabetermin näher rückt oder das Kind schreit. Dann kannst du kurz innehalten, tief atmen, zu dir kommen und dann bewusst und in Ruhe das tun, was ansteht. 


Basis Meditationsprogramm mit Anna Trökes – YogaEasy


Mit Meditation die Zeit verlangsamen

Gerade, wenn du beruflich und/oder privat sehr eingespannt bist, ist es wichtig, ganz bewusst deine wertvolle Lebenszeit zu gestalten. Das bedeutet erst mal, deine Prioritäten zu ordnen. Was ist dein höchstes Ziel, was willst du wirklich in deinem Leben erreichen? Um diese Frage zu beantworten, musst du dich fühlen können, tief verbunden sein mit deinem inneren Wesenkern. 

Um dich mit dir zu verbinden, gibt es keine bessere Methode als die Meditation. Eine regelmäßige Meditationspraxis sorgt dafür, dass du die Hektik und den Druck des Außen immer mehr, immer öfter und auch immer schneller hinter dir lassen kannst. Wenn du regelmäßig in Stille sitzt, steigst du ganz bewusst aus dem omnipräsenten Gefühl von Zeitmangel aus. Und tauchst stattdessen ab in das Glücksgefühl, das entsteht, wenn du dich im Hier und Jetzt einfach nur spürst. In den paar Minuten, die du der Meditation widmest, erschaffst du dadurch neue zeitliche Freiräume – weil du innerlich aus dem kollektiven Hamsterrad aussteigst. Und stattdessen merkst, was du eigentlich willst. Vielleicht in die Wolken gucken, mehr Zeit mit deiner Familie, mehr Zeit für Dinge, die dir Freude bereiten – kurz: Glücklich sein. Die dadurch entstandene Klarheit und dieses Wissen nimmst du nach der Meditation mit in deinen Alltag und entzerrst ihn so. Verwandelst ihn von einem durchgetakteten Zeitplan in echtes Leben.  

Geführte Meditationen sind ein guter Einstieg, um dich vom Mindset des „Ich habe keine Zeit“ zu befreien. Denn sich alleine hinzusetzen und den plappernden Geist zu beruhigen ist anfangs nicht einfach. Die Konzentration auf Worte oder innere Bilder beschäftigen den Verstand, deine Fantasie wird angeregt, du schwebst in eine andere Welt ohne Zeit und Raum. Ganz nebenbei verlangsamen sich auch physiologische Körperfunktionen, sodass deine Organe (besonders dein gehetztes Herz) sich bei regelmäßiger Meditationspraxis nachhaltig erholen können.


Probiere es aus mit Laua Malia Seiler und ihrer wunderschönen Wasserfall-Meditation:


Tipps und Übungen für einen verlangsamten Alltag

Auch wenn du deinen Blick auf die Zeit veränderst und so deinen Alltag verlangsamst – dem zeitlichen Rahmen deines Alltags wirst du nicht komplett entkommen können. Das sollte dich aber nicht davon abhalten, mit deiner tagtäglichen Lebenszeit achtsam umzugehen. Hier unsere besten Tipps für einen verlangsamten Alltag!

Pause 1: Vermeide Smartphone-Plings, Chats etc.

Es steht außer Frage, dass die heutigen Kommunikationsformen und die mediale Informationsüberflutung uns Lebenszeit stehlen. Wir scrollen und chatten – und dann folgt, beim Blick auf die Uhr, der Satz „Ach du Schreck, so spät ist es schon!”. Erschrecken vor der Zeit? Absurd, oder? Wie war das wohl früher ohne Onlinekalender und Erinnerungsplings für das nächste Meeting in 30 Minuten? Meine Meinung: Wenn du so viele Termine an einem Tag hast, dass du dich nicht selbst erinnerst kann, sondern dein Smartphone dich daran erinnern muss, läuft was falsch in deinem Leben. Dann bist offenkundig du nicht mehr Frau/Herr der Lage. Erkenntnis ist stets der erste Schritt zur Verbesserung: Schmeiß dein Smartphone weg! Gut, das ist vielleicht doch zu krass. Aber vielleicht planst du ab heute konsequent weniger To-Dos pro Tag ein – und fragst dich bei jedem einzelnen immer, ob du dafür deine wertvolle „Währung Zeit” wirklich ausgeben willst.

Pause 2: Tschüss, Multitasking!

Als der Begriff „Multitasking” zum ersten Mal im kollektiven Bewusstsein auftauchte, war er positiv besetzt. Mehrere Dinge gleichzeitig erledigen – das klang fantastisch! Mittlerweile weiß die Wissenschaft, dass es echtes Multitasking nicht gibt, sondern „Multitasker” tatsächlich nur sehr schnell mit ihrer Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her springen. Und das ist sehr anstrengend. Wer also telefonierend eine E-Mail beantwortet, während im Hintergrund Musik läuft, ruiniert sich nicht nur die Nerven, sondern macht auch mehr Fehler. Achtsames Handeln ist das Gegenteil von Multitasking: Du tust nur eins und das ganz konzentriert und bewusst. Eines nach dem anderen. Das verbraucht mehr Zeit? Rechnerisch vielleicht, aber dafür gewinnst du innere Ruhe und Gelassenheit sowie das subjektive Gefühl von Entschleunigung.

Pause 3: Kultiviere das Nichtstun

Setzt dich öfter und bewusst einfach irgendwo hin mit dem Vorsatz nichts zu tun. Damit ist nicht meditieren gemeint, sondern einfach nur rumsitzen und nichts tun. Du entdeckst einen Staubballen unter dem Heizkörper und willst ihn mal eben aufsammeln? Nein! Du tust nichts. Du siehst einen schönen Ast, weil du im Wald auf einer Bank sitzt, und willst ihn aufheben, um ihn später mitzunehmen? Nein! Du summst nicht mal, du machst: Gar nichts! Anfangs ist das sehr herausfordernd, sich im zeitweiligen Nichtstun zu schulen, ruhig zu sitzen und keinem Impuls nachzugehen – aber überraschend effektiv. Wenn du Inspiration brauchst: Björn Kern beschreibt in seinem sehr humorigen Buch „Das Beste was wir tun können, ist nichts” (Fischer Verlag) den Pfad des Nichtstun. Und auch Eckhart Tolle wartet mit einem passenden Zitat auf:

"Es gibt nichts zu tun, als nichts zu tun
und zu beoachten."

 

Eckhart Tolle

Pause 4: Sei dir deiner selbst bewusst

Automatisiert durch den Tag zu hetzen führt dazu, dass du in deiner vollgepackten Aufgabenliste untergehst und dich selbst nicht mehr spürst, dich regelrecht vergisst. Zugegeben ist es wirklich gaga, wenn man sich an sich selbst erinnern muss, es ist jedoch sehr effektiv um die Zeit zu verlangsamen: 

Atme ein und denke oder sage dabei „ICH”.
Atme aus und denke oder sage dabei „BIN”. 
Dreimal hintereinander, mehrmals täglich.


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Pause 5: Praktiziere Tadasana, die Berghaltung

Tadasana geht ohne Yogamatte, jederzeit und überall. Die Berghaltung, ruhig, unbewegt aufrecht stehend, einfach atmen und sein, ist meiner langjährigen Erfahrung nach als Yoga- und Meditationstherapeutin die schwerste Yoga-Übung überhaupt. In Tadasana mit geschlossenen Augen stillzustehen vermag drei Minuten in eine Ewigkeit zu verwandeln. 

Passende Affirmation: „Unbewegt und ruhend bin ich wie ein Berg, verbunden mit der Erde und hochaufragend in den Himmel.”


Hier zeigt dir Petros Haffenrichter, wie du die Berghaltung übst: 


Pause 6: Atme Lebensenergie

Jeder Atemzug ist ein natürlicher, körperlicher Zeit-Takt. Der Legende nach hat Gott Shiva jedem Lebenswesen eine bemessene Anzahl von Atemzüge geschenkt. Doch auch aus wissenschaftlicher Sicht lässt es sich sicher beweisen, dass Menschen, die dauerhaft sehr schnell atmen früher sterben – Stichwort: Stress.

Meist atmen wir unwillkürlich, ohne dass wir daran denken. Du hast jedoch die Option bewusst zu atmen. Wenn du dich auf deinen Atemrhythmus konzentrierst, verlangsamst du unweigerlich den Atemvorgang. Wenn du also immer, wenn du in Stress kommst, eine Minute lang bewusst atmest, lebst du länger. Sagen Shiva und die Stressforschung.

Pause 7: Erlebe Hellfühligkeit

Du willst für einen Moment aus der auf Atomen und Materie basierenden Welt und deinem feststofflichen Körper aussteigen, die Zeit still stehen lassen und eine ganz neue Leichtigkeit, ein liebendes Wohlgefühl erfahren? Dann probiere Folgendes aus:

  1. Setze dich aufrecht hin, in der Natur, in einen Sessel oder auf deinen Bürostuhl.
  2. Strecke deine Unterarme aus, drehe die Handinnenflächen gen Himmel.
  3. Atme, spüre dich und dein feinstoffliches Energiefeld, deine Aura.
  4. Nun bitte einen Engel deine Hände zu berühren.
  5. Verweile etwas und erlebe, dass du hellfühlen und Kontakt zu höheren Dimensionen aufnehmen kannst. Jederzeit.

Pause 8: Fühle Lebensfreude

Die Welt hetzt und der Kopf versucht den Wettlauf zu gewinnen. Ist deine Seele als körperliche Inkarnation auf die Erde gekommen, um unglücklich zu sein oder um Lebensfreude zu empfinden? Die gesamte göttliche Schöpfung ist Ausdruck der Freude, Schönheit und Glanz. Und du bist ein glanzvolles Wesen in diesem Universum. Erinnere dich mehrfach am Tag, am Abend und jeden Morgen daran.

Lege beide Hände auf dein Herz-Chakra und affirmiere: „Ich bin Licht, Liebe und Freude!”

Je öfter wir bewusst nach Leere und Dehnung der Zeit suchen, desto mehr ziehen wir Glücksgefühle in unser Leben. Ohne Zeitdruck zu leben bedeutet heute nicht, dass wir – wie indische Yogis aus längst vergangenen Zeiten – nicht mehr am irdischen Tun teilnehmen. Es heißt nur, dass wir unsere Lebenszeit mit mehr Freude und Leichtigkeit anreichern und dem Gefühl des Glücklichseins so mehr Zeit zu schenken. 
Wer Körpermuskeln dehnen kann, kann auch Zeit dehnen. Und Dank Albert Einstein wissen wir ja, dass Zeit ist ohnehin relativ ist. 

„Zeit ist das, was man an der Uhr abliest.”

Albert Einstein

Übrigens: Man kann auch ohne Uhr leben!

Love and Light,
Birgit Feliz Carrasco

Birgit Feliz Carrasco
Birgit Feliz Carrasco

Birgit Feliz Carrasco ist Heilpraktikerin, Seelen-Coach und Yogatherapeutin sowie renommierte Buchautorin und Bloggerin. Sie hält regelmäßig Seminare für spirituelle Bewusstheitsentwicklung, bei denen Interessierte und Yogalehrende, die sich fortbilden wollen gleichermaßen willkommen sind. Informationen zu ihrer beratenden Tätigkeit, Hellfühligkeit und Channeling findest du unter birgitfelizcarrasco.com.

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