
Atempause – Entspannen mit Pranayama
Dein Atem ist ein Wunderwerk
Jeder einzige deiner rund 17.000 Atemzüge jeden Tag gibt dir alles, was du brauchst:
- Lebendigkeit,
- Sauerstoff für deine Zellen zur Energieproduktion und
- Detox durch Abatmung von gasförmigen Schlacken.
Indem du während deiner Asana-Praxis gezielt einatmest, erhältst du die Muskelkraft, die du dafür benötigst. Und durch eine betonte Ausatmung erfährst du Entspannung während deiner Shavasana-Praxis.
Nicht nur dein Körper atmet, sondern auch dein Geist. Wenn du dich auf die Veränderung deiner Atmung konzentrierst (denke und vollziehe jetzt ein paar Mal: Einatmen – Ausatmen), spürst du augenblicklich körperliche, vor allem aber mentale Entspannung. Dein Geist kann sich nicht gleichzeitig auf gezielte Atemzüge fokussieren und dabei an Pflichten im Kopf denken. Bewusste Atmung stoppt das Gedankenkarussell.
In der altindischen Schriftenreihe Upanishaden heißt es:
„Atem fürwahr ist noch wichtiger als Hoffnung,
denn der lebendige Atem ist in alles eingefügt.
Das Leben geht vonstatten durch den Atem.
Der Atem gibt das, gibt es, um zu leben.“
Atemzüge verbinden dich mit der ganze Erde
Klingt zu groß? Ist aber so! Mit allen Atemzügen deines langen Lebens verbindest du dich jedes Mal mit dem, was die Erde an herrlicher Natürlichkeit zu bieten hat. Erst als sich vor Urzeiten der heiße Erdplanet allmählich abkühlte, entstand Wasser in der Atmosphäre und dadurch Ozeane. Diese brachten wiederum erste Lebensformen hervor.
In einem Zeitrahmen von Milliardenjahren erfanden Cyanobakterien schließlich die Fotosynthese, die später auch Pflanzen und Bäume als Energie-gewinnenden Kreislauf übernahmen. Während der Fotosynthese werden Kohlenhydrate (Glukose) und Sauerstoff produziert. Dafür wird Kohlendioxid benötigt.
Komplexe tierische Lebensformen und die heute allerorts bekannte, superkomplexe Lebensform Mensch sind wie jede winzige Cyanobakterie, jede kleine wie große Pflanze und jeder Baum in diesen biochemischen Kreislauf der Fotosynthese eingebunden. Ohne sie wäre kein Leben auf der Erde möglich. Natur und Mensch sind voneinander abhängig.
Ist das nur Biochemie oder doch Magie? Jede Sekunde deines Lebens bist du metaphorisch wie physisch mit der gesamten Erde und allen natürlichen Vorkommen auf ihr verbunden - mit jedem Atemzug.
„Die Erde atmet wie alles Lebendige.
Nachts atmet sie ein und regeneriert sich im Licht des Mondes.
Des Tags atmet sie mit dem Licht der Sonne aus.“
Jeder Atemzug ist eine kleine Wiedergeburt
Atmen ist ein schöpferischer und philosophischer Akt, jede Einatmung eine kleine Wiedergeburt. Der Atem schenkt dir Lebendigkeit vom Moment deiner Geburt bis zum körperlichen Tod. Jeder Atemzug verdient als solches Aufmerksamkeit und Wertschätzung.
Das Ziel einer Yogapraxis ist es, das persönliche Sein wieder mit der Ganzheit der Schöpfung zu verbinden. Mit jedem „normalen“ Atemzug bist du bereits auf einem guten Weg, auch wenn deine Atemzüge „nur“ physiologisch instinktiv ablaufen. Mal gehetzter im Tagesablauf, mal ruhiger während deiner Yogapraxis.
Hier zeigt dir Nicole Bongartz, wie du über Atempausen mit Kumbhaka Pranayama Stille findest:
Atempausen verlangsamen die Zeit
Mit jedem bewussten Atemzug durch deine Pranayama-Praxis verlängerst du den automatisch ablaufenden Atemvorgang, entschleunigst dein Sein und verlangsamst deine normalerweise recht rasch verrinnende Lebenszeit.
Von atemloser Hetze zur gefühlten Entspannung. Zur Dehnung der Zeit kannst du die yogische Atempraxis Pranayama jederzeit im schnelllebigen Alltag einsetzen.
Der Atemzyklus
Jeder Atemzyklus besteht aus Ausatmung und Einatmung und ist ursprünglich auch mit einer kurzen Atempause zwischen der aktiven Phase der Kohlendioxidabgabe und der Sauerstoffaufnahme verbunden: Einatmen – Atempause – Ausatmen – Atempause und so weiter.
Bewusste Atempausen schenken mentales Wohlgefühl
Pausierst du zwischen deinen Atemzyklen? Vermutlich nicht. Denn fast jeder neuzeitliche Mensch auf Erden hat sich den physiologischen Vorgang der Atempause unbewusst abtrainiert, um rascher, effektiver, um leistungsfähiger zu sein. Ein mehr an Lebensqualität erreichst du, indem du dir deiner Atmung und ihrer Bedeutung für dich, also für deinen Körper und auch für deinen Geist, sooft wie möglich bewusst wirst. Allein durch die zeitweilige Aufmerksamkeit auf deine Atemzyklen, empfindest du mehr Lebensqualität, weil du mithilfe von Atemübungen dein mentales Wohlgefühl und deine körperliche Gesundheit förderst. Das große Plus: Bewusst atmen kannst du überall und jederzeit – sogar ohne Yogamatte.
Atemrituale helfen gegen körperliche Beschwerden
Auch wenn dein Körper jederzeit „ausreichend” atmet, damit du lebendig bleibst, kannst du bewusste Atmung dafür einsetzen, um die Heilung spezifischer Symptome und Funktionsbeschwerden zu fördern. Atmung ist Magie und zeigt heilsame Wirkung bei einer ganzen Palette von Symptomen, die eine Person im Laufe der Lebenszeit ausprägen kann.
Atemübungen können beispielsweise
- Blutdruck ausbalancieren,
- Entspannung lehren,
- hormonelle Schwankungen ausgleichen,
- Immunsystem stärken,
- Kopfschmerzen minimieren,
- Rückenverspannungen lösen,
- Schlaf harmonisieren,
- Verdauung und Stoffwechsel antreiben
- u.v.m.
Darüber hinaus helfen Atemrituale beim Abbau psychischer Belastungen in emotional schwierigen Lebensphasen, bei akuten oder chronischen Angst-Symptomen sowie genereller Überlastung – also bei Themen, die initial vor dem Beginn einer physischen Erkrankung entstehen.
Tipp: Lies hierzu auch unseren Artikel Mit Pranayama Angst und Panik „abatmen”.
Atem wirkt auf unterschiedlichen Ebenen
Was ist dein Ziel? Abheben zur Erleuchtung mit „Psychedelic Breath“? Entspannung und kurze, aber wirkungsvolle Regeneration während der Arbeit? Abends gut einschlafen? Oder deinen verspannten Schultergürtel lockern? Alles ist möglich mit bewusster Atmung und spezifischen Pranayamas:
- mentale Stärkung
- emotionale Gelassenheit
- physische Gesundheitsförderung
Probier es aus!
Atemritual „Lotusblüte“
Diese Atemübung erhöht dein Atemvolumen, verlangsamt deine Atemzyklen, beruhigt deinen Herzrhythmus und lockert Muskelverspannungen in Nacken, Schultergürtel, Armen und Brustkorb.
So gehts:
- Setze dich in eine für dich angenehme Meditationshaltung auf ein Sitzkissen am Boden.
- Nimm deine Atmung wahr und konzentriere dich auf die Zyklen des Ein- und des Ausatmens.
- Spüre, wie Einatemluft in deinen Körper hineinfließt und Ausatemluft wieder herausfließt.
- Mach dir bewusst: Die Natur, der Baum vor deiner Haustür, der Wald in deiner Nähe und die sogenannten grünen Lungen überall auf der Erde schenken dir Sauerstoff zum leben und du nährst alle Pflanzen mit deiner Ausatmung.
- Lege nun deine Handinnenseiten vor deinem Herzchakra aneinander.
- Ausgiebig einatmend führe langsam deine Hände und Arme gen Himmel.
- Mit deinen Händen über deinem Kopf hältst du einen Moment in der Atempause, d. h. weder ein- noch ausatmen.
- Dann streckst du deine Finger und Handflächen auseinander, belässt jedoch deine Handgelenke noch einen Moment während der Atempause aneinander.
- Und nun öffnet sich die Knospe der Lotusblüte, die du bist.
- Führe mit langer Ausatmung deine Arme seitlich weit und langsam Richtung Erde bis schließlich deine Handfläche vor dem Brustraum wieder zueinanderfinden und sich vereinen.
- Halte wieder einige Momente die Atempause, bevor du wieder langsam einatmend beginnst, Hände und Arme zum Himmel zu führen.
- Achte darauf deine Atemzyklen und deine Armbewegungen zu synchronisieren.
- Denke während der Übung daran: Du atmest die Welt und die Welt atmet dich.
Wiederhole die Atemübung „Lotusblüte“ gerne 30-mal oder sooft es dir guttut – langsamer und langsamer. Zum Abschluss lege deine Handrücken auf deine Beine und spüre die Wirkungen dieser Atemübung: Dein Schultergürtel ist wohlig durchblutet und warm, dein Brustkorb weit. Deine Gedanken sind ruhig und dein Herz ist voller Liebe zur Erde. Fühle deine wertvolle Lebendigkeit.
Love and light,
Birgit Feliz Carrasco
In Birgit Feliz Carrascos Buch „Just breathe” (Riva Verlag, ISBN 978-3742318473) erfährst du alles über deine Atmung und die Heilkraft von Atemübungen. Mit Übungen für 20 Beschwerdebilder und wertvolle Tipps aus der Aromatherapie.