Wie Yoga dich bei Depressionen unterstützt

Von Katharina Goßmann und Saskia Schmitz-Tietgen

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Depressionen die dritthäufigste Erkrankung der Welt. Etwa jede:r Fünfte wird im Laufe des Lebens depressive Phasen haben. Wir geben Tipps, wie sich Erkrankte mit Yoga, Meditation und Co. stärken können – und warum eine Depression auch eine Chance sein kann. 

Kurz bevor die Sonne aufgeht, ist die Nacht am dunkelsten.

Selma Lagerlöf

Was ist eine Depression?

Die Diagnose Depression wird gestellt, wenn über mindestens zwei Wochen mindestens fünf der folgenden Symptome vorhanden sind, davon mindestens ein Hauptsymptom. Die Schwere der Depression – leicht, mittelgradig oder schwer – wird dann anhand der Stärke der Ausprägung der Symptome und den damit einhergehenden Einschränkungen der Lebensgestaltung geschätzt. Eine Depression kann sich also bei jeder und jedem Betroffenen sehr unterschiedlich präsentieren. 

Hauptsymptome

  • Gedrückte, depressive Stimmung bzw. emotionale „Leere” (Unfähigkeit, Gefühle zu empfinden)
  • Interessen- und Freudlosigkeit: die Betroffenen freuen sich an nichts mehr, und interessieren sich nicht für ihre Familie, Beruf, Hobbies etc.

Zusatzsymptome

  • Antriebsmangel bzw. schnelle Ermüdung
  • Schlechte Konzentrationsfähigkeit
  • Geringes Selbstvertrauen und reduzierter Selbstwert, Schuldgefühle
  • Schlafstörungen
  • Verminderter oder vermehrter Appetit
  • Innere Unruhe bzw. das Gegenteil, also Verlangsamung von Bewegung und Sprache
  • Suizidgedanken

Hinweis: Eine klassische Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die in jedem Fall von Ärzt:innen und Psycholog:innen abgeklärt werden muss. Wenn du die Vermutung hast, an einer Depression erkrankt zu sein, wende dich bitte an Expert:innen. Alle vorgeschlagenen Maßnahmen stellen Tipps dar und ersetzen nicht den Besuch bei Spezialist:innen oder eine Therapie. 


Wie entsteht eine Depression?

Wie eine Depression sich äußern kann, weißt du nun. Wie aber ensteht sie?

Tatsächlich gibt es Faktoren, die das Auftreten von Depressionen wahrscheinlicher machen. Laut wissenschaftlicher Forschung ist die Veranlagung zur Depression genetisch vererbbar. Psychosozial gesehen sind zudem Menschen häufiger betroffen, die mit depressiven Eltern aufgewachsen sind und/oder als Kind traumatische Erlebnisse hatten. Ausgelöst werden Depressionen dann oft durch eine akute Belastung – das kann eine Kündigung, die Geburt eines Kindes oder jede andere Art von starkem Stress sein. Die Zusammenhänge, die dann bei der oder dem Einzelnen zur Depression führen, sind also komplex und ganz individuell. Die einen bringen eine so hohe Vulnerabilität mit, dass auch ein von außen betrachtet minimaler Auslöser reicht, die anderen stecken auch große Schicksalschläge einfach so weg. 

Die Chancen einer Depression

Anders Hansen argumentiert in seinem Buch „Brain Blues”, dass es nicht die Aufgabe unseres Gehirns ist, dafür zu sorgen, dass wir uns wohlfühlen. Vielmehr ist das höchste Ziel, unser Überleben zu sichern. Depressive Phasen, so argumentiert er, gehen oft mit großen, schweren Entscheidungen einher, die die Betroffenen treffen müssen. Solche großen Entscheidungen triggern nicht selten unsere tiefsten Ängste: Wir wollen niemanden verletzen, wir wollen gefallen. Wir wollen unsere finanzielle Sicherheit, unseren sozialen Status, unsere Eingebundenheit in eine Gemeinschaft nicht verlieren.

Oftmals sind die Ängste so groß, dass du nicht mal mehr erkennen kannst, dass du so nicht weiterleben möchtest – dass du etwa deine Ehe beenden oder dich beruflich komplett neu orientieren willst. Dann holt uns die Depression ein. Weil es gefühlt nicht voran geht, du aber auch in der jetzigen Situation nicht bleiben kannst, ohne dich komplett zu verleugnen, gehst du in die depressive Erstarrung (s. u. Interview mit dem Psychotherapeuten Till Niewisch). 

Meditation und Achtsamkeit helfen

Viele Menschen denken, Yoga wäre gleichbedeutend mit den bekannten Körperübungen. Tatsächlich ist die Kernpraxis des Yoga die Meditation. Meditation ist ein äußerst kraftvolles Tool bei Depressionen. Es ist erwiesen, dass eine regelmäßige Meditationspraxis nicht nur den Umgang mit Stressoren, sondern auch die Fähigkeit zur Emotionsregulierung und damit das Befinden positiv beeinflusst.

Besonders wirksam ist die Achtsamkeitsmeditation. Denn beim achtsamen Meditieren lernst du, deine depressiven Gedanken und Gefühlen zwar wahrzunehmen, dich aber nicht von ihnen überrollen und mitreißen zu lassen. Du erkennst, dass du nicht deine Gedanken und Gefühle bist, sondern der Beobachter dieser inneren Bewegungen. Dadurch identifizierst du dich nicht mehr so stark mit dem, was dein Geist dir erzählt und verstehst, dass deine innere Geschichten nicht ewig gültige Wahrheiten sind, sondern nur – von früheren Erfahrungen geprägte und entprechend stark subjektiv eingefärbte – Interpretationen. Dass du also alles ebensogut ganz anders sehen kannst, wenn du das willst.


Wenn du deinen inneren Beobachter kennenlernen willst, kannst du das mit dieser Meditation von Christina Lobe tun:

[[yogavideo https://www.yogaeasy.de/videos/meditation-der-innere-beobachter?version=4003]]


Wenn du regelmäßig meditierst und dich dabei zu Beginn jeder Meditation aktiv fragst, was deine Depression dir sagen will, kannst du zudem aktiv die Ursache deine Depression erforschen. Die Antwort wird kommen, sobald du stark genug für sie bist. Gib dir Zeit, aber bleibe dabei. Die Antworten auf alle deine Fragen sind in dir. Jede Krankheit ist ein Signal deines Körpers, deines Herzens, deiner Seele an dich. Achtung, warnt dieses Signal, hier läuft etwas falsch! Es muss sich etwas ändern!

Vielleicht hilft es dir alleine schon zu wissen, dass deine Depression kein Schicksalschlag und keine Strafe ist – auch, wenn es sich oft und besonders an schlimmen Tagen genau so anfühlt –, sondern ein wertvoller Hinweis. Du solltest es dir wert sein, diesem Hinweis nachzugehen. Und dann mutig das umsetzen, von dem dein Herz weiß, dass es das richtige ist.


In dieser Episode des YogaEasy-Podcasts „Besser Leben mit Yoga“ spricht Patricia Thielemann über Krisen und Tiefschläge und darüber, wie genau Yoga dabei hilft, wieder auf die Beine zu kommen.


YogaEasy-Academy-Kurs: Was in Krisen trägt – mir Spirit Yoga neue Kraft schöpfen


Wie du dich in depressiven Phasen unterstützen kannst

Während du die Botschaft deiner Depression entschlüsselst, kannst du eine Menge tun, um dich zu stärken und damit nicht nur dein allgemeines Befinden zu verbessern, sondern auch die Ressourcen freizusetzen, die du brauchst, um die Depression zu überwinden. Denn Körper, Seele und Geist sind untrennbar verbunden und beeinflussen sich wechselseitig massiv. Was konkret bedeutet, dass wir uns in Phasen psychischer Instabilität sehr gut mit unterschiedlichen Maßnahmen im Alltag unterstützen können

1. Tagesstruktur als Basis

In depressiven Phasen ist es essentiell, feste Aufsteh- und Bett-Zeiten einzuhalten sowie zu fixen Zeiten zu essen und am besten jeden Morgen eine Bewegungseinheit im Freien einzubauen. Plane am besten deine Woche im voraus und baue so viele Aktivitäten wie möglich ein, die dir Freude machen (oder früher gemacht haben): eine gute Serie gucken, lesen, einen Podcast hören, stricken, malen, basteln, mit netten Menschen telefonieren und und und...

2. Komme in Bewegung

Es ist gut belegt, dass Joggen Depressionen im selben Maße lindert wie die Einnahme von Anti-Depressiva. Spezialist:innen sind sich einig, dass Bewegung bei Depressionen helfen kann. Am besten planst du in deine Tagesstruktur direkt am Morgen eine Bewegungseinheit ein. Yoga ist dabei besonders hilfreich, weil du es auch in Phasen machen kannst, in denen du es nicht aus dem Haus schaffst. Erkläre am besten eine schöne Ecke deines Zuhauses zum Yoga-Platz und lass dort deine Matte immer ausgerollt liegen, so dass alles für ein paar Sonnengrüße bereit ist. 


Du kannst dir auch eine Liste deiner Lieblingsyogavideos erstellen und jeden Tag eines davon üben. Diese 18-minütige Yoga-Sequenz für positive Gedanken von Christine Wolff etwa ist optimal für Tage geeignet, an denen du es aus eigener Kraft nicht aus negativen Gedankenschleifen schaffst:

[[yogavideo https://www.yogaeasy.de/videos/yoga-fuer-eine-gute-stimmung]]


3. Geh raus

Wenn du Zeit im Freien verbringst, bekommst du nicht nur Bewegung, sondern versorgst dich auch mit stimmungsaufhellendem Tageslicht. Besonders Spaziergänge in den Morgenstunden sind dabei wertvoll. Diese Art von „Lichttherapie” ist vor allem bei „Saisonal Abhängigen Depressionen“ (SAD), im Volksmund ”Winterdepression” genannt, essentiell. Die Bewegung an der frischen Luft wirkt übrigens besonders positiv auf die Psyche, wenn du deine Zeit in der Natur verbringst. Waldbaden etwa kann depressive Symptome mildern.


In dieser Episode des YogaEasy-Podcasts „Besser Leben mit Yoga“ erfährst du von Waldbaden-Expertin Katharina Nathe, wie du beim Waldbaden Achtsamkeit übst: 


4. Sorge für ausreichend Schlaf

Wie oben schon angedeutet, ist es sinnvoll regelmäßige Schlafzeiten zu etablieren. Zum einen, weil guter Schlaf grundsätzlich stabilisierend auf die Psyche (und alle anderen Körpersysteme) wirkt. Dabei ist es in depressiven Phasen wichtig, nicht zu viel zu schlafen. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, eher ein bisschen zu wenig als zu viel zu schlafen, das kann stimmungsaufhellend und aktivierend wirken. Bitte lege dich tagsüber niemals hin!

5. Ernährung: Darmflora und Entzündungen

Was viele nicht wissen: Eine gestörte Darmflora kann zu Angstzuständen und depressiver Stimmung beitragen. Da die Darmflora maßgeblich von deiner Ernährung beeinflusst wird, solltest du für ein gesundes Darmbiom vor allem pflanzliche Nahrung zu dir nehmen – also Obst, Salat und Gemüse. Ernährungsberaterin Amanda Foote empfiehlt in ihrem Buch „Ernährung für mentale Gesundheit – kompakt” zudem ausreichend Omega-3-Fettsäuren (enthalten in Fisch, Leinöl) und gesunde Fette (Olivenöl etc.) sowie mageres Protein in Form von Eiern, Sojaprodukten und Nüssen. Die Darmflora profitiert auch sehr von fermentierten Lebensmitteln (Kimchi, Sauerkraut etc.). Unterstützend kannst du es mit hochwertigen Prä- und Probiotika versuchen.

Zucker, Alkohol und Koffein sowie Fertiggerichte, Fast Food und allgemein stark verarbeitete Lebensmittel solltest du dagegen meiden. Im Regelfall bestehen diese Lebensmittel aus sehr viel Zucker beziehungsweise schnell verstoffwechselbaren Kohlenhydraten und wirken sich deshalb negativ auf die Darmflora aus. 

Auch Kurkuma bzw. Kurkumin soll dank seiner Entzündungsreduzierenden Wirkung den negativen Effekten von Stress, speziell depressiven Verstimmungen, entgegenwirken. Es ist nachgewiesen, dass Menschen mit einem hohen Stresslevel eher Entzündungen im Körper entwickeln, die der Körper dann wegen der Stressbelastung nicht mehr unter Kontrolle bekommt. Diese Art von chronischen Entzündungsherden werden wiederum in Zusammenhang gebracht mit verschiedenen psychischen Beschwerden, etwa Ängsten sowie eben Depressionen (s. „Brain Blues” von Anders Hansen, S. 105). Übrigens wirkt die oben beschriebene Ernährungsart  für ein gutes Darmbiom mit primär unverarbeiteten Lebensmittel gleichzeitig entzündungshemmend. 

Bas Kast empfiehlt in seinem Bestseller „Kompass für die Seele” unterstützend Vitamin D einzunehmen, vor allem bei Winterdepression.

6. Das Wichtigste zuletzt: Hol dir Unterstützung

In depressiven Phasen fällt es den meisten Betroffenen schwer, selbststärkende Maßnahmen umzusetzen. Oft ist schon die Suche nach einem kompetenten Psychiater, einer passenden Therapeutin ein scheinbar unüberwindliches Hindernis. Deshalb ist es essentiell, sich jetzt Unterstützung aus dem engsten Kreis zu holen. Ruf deine beste Freundin, deinen Bruder, deine liebste Kollegin an und bitte um Hilfe. Bei der Suche nach Expert:innen, aber auch bei der Umsetzung der genannten Vorschläge. Bitte sie mit dir gesundes Essen zu kochen, lass dich von ihnen morgens mit einem Anruf wecken und behalte sie so lange am Telefon bis du wirklich aufgestanden bist. Lass dich von ihnen zu einem morgendlichen Spaziergang abholen oder übe mit ihnen Yoga.

Lass dich dabei nicht von depressiven Gedankenspiralen abhalten. Nein, du bist keine Belastung und du musst das alles auch nicht alleine schaffen. Diese inneren Sätze sind Symptome deiner Depression und als solche kannst du sie schlicht ignorieren – egal, wie authentisch sie sich anfühlen. Du leidest gerade an einer schweren Krankheit und hast jede Unterstützung verdient. Also hol sie dir. 


Tipp: Solltest du niemanden haben, an den du dich wenden kannst oder willst, kannst du dich unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 an die Telefonseelsorge wenden.


Yogaprogramm für einen gesunden und starken Geist – Christiane Wolff YogaEasy


Yogaübungen gegen depressive Verstimmungen

Wie du bereits erfahren hast, wirken sich regelmäßige Bewegung sowie Stressreduktion bei Depressionen sehr positiv aus. Yoga kombiniert diese zwei Faktoren optimal und ist dadurch eine sehr gut geeignete Bewegungsmethode für Depressive.

Durch regelmäßiges Yoga kannst du nachgewiesenermaßen aktiven Einfluss auf deine Hormonsituation und somit auf deine Gefühlslage nehmen. Wenn du regelmäßig auf die Matte steigst und dich bewegst, schüttest du vermehrt Glückshormone wie Serotonin („Wohlfühlhormon”, hellt die Stimmung auf), Dopamin (steuert die Antriebskraft und die Motivation), Noradrenalin (steuert z.B. die Aufmerksamkeit und erhöht die geistige Leistungsbereitschaft) und Endorphine (körpereigenes Schmerzmittel) aus.

Yoga ist aber auch in anderer Sicht hilfreich für Depressive. Denn beim Yoga geht es nicht darum, etwas zu erreichen oder zu leisten. Hier musst du keine 50 Kilo heben oder Tore schießen. Hier darfst du ohne Druck und Erwartungen genau so sein, wie du bist. Und wirst immer wieder ermutigt, in dich hineinzuspüren. So kommst du in besseren Kontakt mit deinem Körper, mit dir als Ganzheit.

Und dann hält Yoga noch eine besonders psychoaktive Methode bereit, nämlich die Atemübungen Pranayama. Mit deinem Atem kannst du direkten Einfluss auf dein inneres Befinden nehmen. Es gibt anregende Atemübungen wie Kapalabhati, ausgleichende wie die Wechselatmung und stressreduzierende wie die „Bienenatmung” Bhramari. Du kannst also im Alltag jederzeit die passende Atemmethode nutzen, um dich psychisch zu stabilisieren. Wenn du diese hilfreichen Techniker erlernen willst, empfehlen wir dir die Programme von Anna Trökes, „Pranayama: Die Kraft des Atems”, und Tina Scheid, „Atme durch – Ruhe und Fokus durch Breathwork”.

Übrigens wirkt Bewegung grundsätzlich Entzündungshemmend, so dass eine regelmäßige Yogapraxis auch in dieser Hinsicht den körperlich bedingten Faktoren einer Depression entgegenwirken kann (s.o. 5. Ernährung). 

Die folgende Yoga-Sequenz konzentriert sich auf aktivierende Übungen, die nicht nur stimmungsaufhellend wirken, sondern dir auch helfen werden, von der Erstarrung in die Bewegung zu kommen.

Tipp: Denk nicht jeden Morgen wieder darüber nach, ob du jetzt Yoga machen möchtest, ob dir die Übungen wirklich helfen wird. Mach sie einfach, und zwar regelmäßig. Dann kannst du ihre Wirkung selbst erfahren, in deinem Körper und deinem Geist.


Wenn du Yoga bei Depressionen lieber mit einem Video üben möchtest, empfehlen wir dir das 18-minütige Tagesprogramm gegen depressive Stimmung von Anna Trökes:

[[yogavideo https://www.yogaeasy.de/videos/yoga-gegen-depressive-verstimmung-tagesprogramm-hatha]]


1. Die aktivierende Feueratmung Bhastrika

Die Feueratmung ist eine der aktivierendsten Pranayama (Atemtechniken) im Yoga. Sie holt dich sofort in deinen Körper, macht dich wach und schenkt dir Energie.

Hier zeigt dir Anna Trökes, wie du die Feueratmung korrekt ausführst:

[[yogavideo https://www.yogaeasy.de/videos/atemuebungen-feueratmung-agni-kriya-und-bhastrika?version=3398]]

2. Warm-up mit dem Sonnengruß Surya Namaskara

Um bei Depressionen mit Yoga in die Bewegung zu kommen und alle großen Muskelgruppen zu aktivieren, kannst du nun drei bis fünf Mal den Sonnengruß üben. Hier zeigt dir Moritz Ulrich den Sonnengruß im Jivamukti Yoga:

[[yogavideo https://www.yogaeasy.de/videos/tutorial-der-jivamukti-sonnengruss-im-detail]]

3. Die Schulterbrücke Setu Bandha Sarvangasana

Im Yoga gelten Asanas wie Rückbeugen, etwa die Kobra oder die Schulterbrücke, als „Gute-Laune-Asanas”. Sie machen wach und öffnen dein Herz, so dass du deine Ängste loslassen kannst und ins Fühlen kommst.

Übe nun eine Rückbeuge deiner Wahl, wir empfehlen die Schulterbrücke: 

[[yogavideo https://www.yogaeasy.de/videos/tutorial-asana-die-schulterbruecke?version=1628]]

4. Der Schulterstand Salamba Sarvangasana

Nun kommt noch eine klassische Umkehrhaltung aus dem Yoga. Umkehrhaltungen sorgen dafür, dass du die Welt aus einer anderen Perspektive erlebst und machen den Kopf frei. 

In diesem Schulterstand-Workshop bereitet dich Lucie Beyer auf diese durchaus anspruchsvolle Haltung vor und führt dich dann sicher hinein:

[[yogavideo https://www.yogaeasy.de/videos/schulterstand-workshop]]

6. Geführte Meditation

Es gibt, wie oben erwähnt, kaum eine Methode im Yoga, die bei Depressionen hilfreicher ist als die Meditation. Allerdings besteht die Gefahr, dass du dich in depessiven Gedankenmustern verstrickst, wenn du alleine meditierst. Deshalb empfehlen wir, dass du dich entweder einer Meditationsgruppe anschließt oder mit geführten Meditationen arbeitest. 

In dieser Aufzeichnung einer Live-Meditation von Lucie Beyer widmet sich Lucie Beyer dem Thema Viveka, also der Entscheidungs- und Unterscheidungskraft. Gerade diese Art von Viveka kannst du in depressiven Phasen besonders gut brauchen, um etwa herauszufinden, was du wirklich willst, wer du sein willst, welche Schritte du gehen kannst, um authentisch dein Leben zu leben:

[[yogavideo https://www.yogaeasy.de/videos/10-06-21-stille-meditation-und-pranayama-live?version=4853]]


Interview: „Depression ist eine Erstarrung”

Im folgenden Interview erklärt der psychologische Psychotherapeut Till Niewisch aus Hamburg, warum Yoga bei Depressionen helfen kann.

YogaEasy: Gerade in der dunklen Jahreshälfte fühlen sich viele Menschen antriebslos bis niedergeschlagen – „depressiv”, sagen dazu auch einige. Aber woran kann ich fest machen, ob ich einfach nur ein Tief habe, eine Verstimmung und ab wann es in Richtung Depression geht?

Till Niewisch: So ein Tief kann durchaus gesund sein und eine Form der Anpassung an den jahreszeitlichen Wechsel darstellen. Man kann es auch als eine Art gesunden Rückzug beschreibe. Dabei kann es aber auch zu depressiven oder depressionsnahen Stimmungen kommen. Depression als Erkrankung hat aber sehr klare, harte Kriterien (s.o.).

YogaEasy: Um sich besser zu fühlen, wird generell empfohlen, sich zu bewegen. Bisweilen heißt es sogar, Bewegung, Achtsamkeitsübungen und spezielle Atemtechniken, wie man sie aus dem Yoga kennt, können einen positiven Einfluss auf eine Depression haben. Ist das so und warum?

Till Niewisch: Depression ist, genau wie Trauer und Verstimmung, ein Zustand, der leibhaftig erlebt wird. „Leibhaftigkeit” ist in diesem Zusammenhang wichtig – eine leibhaftige Traurigkeit, leibhaftige Verstimmung, leibhaftige depressive Situation, die man im ganzen Körper spürt. Während es sich bei Traurigkeit und Rückzug um normale Gefühle handelt, die gesund sind und die man als „warme” Gefühle bezeichnen kann, also der Wunsch nach Rückzug, nach Geborgen-Sein, nach Versorgt-werden, Traurig-sein, ist Depression hingegen eine Erstarrung – sie ist „kalt”. Das ist wichtig zu wissen. 
Übungen wie Yoga, die man hier gezielt einsetzen kann, haben etwas mit Hinwendung zum Leben zu tun, während Depression –emotional oder leibhaftig körperlich fühlbar – fast immer eine Hinwendung zum Tod, zur Erstarrung, ist. Deshalb lautet der Begriff auch De-Pression, also „Druckverlust” – kein Druck mehr auf dem System. Und ein möglicher Ausweg ist „Expression“, Ausdruck. In welcher Form auch immer.

YogaEasy: Wirkt Yoga eher auf einer subjektiven Ebene – wir tun etwas für uns und fühlen uns deshalb besser? Oder ist auch objektiv, an Hormonen etc. feststellbar, dass Yoga etwas bei einem depressiven Menschen verändert?

Till Niewisch: Yoga, Konzentration, Bewegung, aber auch Tanz und Sex sind Möglichkeiten, sich kontraphobisch zu orientieren. Das bedeutet, es sind Strategien, um Angst zu reduzieren, aber eben auch Scham, Schuld und Sorge, die bösen Schwestern der Depression. Die Wirkung von Yoga und Bewegung kann auch im Blut gemessen werden – die bei Depressiven vermindert vorhandenen Hormone Serotonin, Adrenalin und Dopamin erhöhen sich im Regelfall messbar.

Wir bedanken uns herzlich bei Till Niewisch für das Interview!


Quellen und Lese-Tipps:

  • Bas Kast: „Kompass für die Seele: Das Fazit neuester Studien zu Resilienz und innerer Stärke” (C. Bertelsmann)
  • Anders Hansen: „Brain Blues. Warum unser Kopf uns mit Ängsten und Depressionen schützen wll und wie es gelingt, sie zu überwinden” (Goldmann)
  • Amanda Foote: „Ernährung für mentale Gesundheit – kompakt” (riva)
  • Maria Wolke: „Resilient durch Yoga” (Jungfernmann Verlag)
Katharina Goßmann
Katharina Goßmann

Katharina ist Mutter, Yogalehrerin und Psychologin. Bei YogaEasy ist sie das Herz der Redaktion und schreibt über Yoga, wahres Glück und Heilung. Ihre Artikel werden unter anderem im „Yoga Journal” und in der „Happy Way” veröffentlicht.

Saskia Schmitz-Tietgen
Saskia Schmitz-Tietgen

Saskia ist Vinyasa- und Kundalini-Yogalehrerin sowie Heilpraktikerin aus Hamburg. Unter dem Namen Glow bietet sie neben Yogakursen, Firmen- und Privatyoga, Teacher Trainings, Thai-Yoga-Massagen und ayurvedische Beratungen an.

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