Yogastil-Lexikon: Alles über Rocket Yoga

Von Olga Miliavska

Wie und wo entstand Rocket Yoga?

Warst du schon einmal in einer Ashtanga Yogaklasse und dachtest dir: „Oh je, was ist das denn!? Wie soll ich da nur mitkommen? Immer die gleichen Abfolgen sind nicht so mein Ding.“ Dann haben wir etwas gemeinsam!

Larry Schultz (14.11.1950 – 27.02.2011), ein ehemaliger Schüler von K. Pattabhi Jois, dem Begründer des modernen Ashtanga Yoga, sah dies vermutlich ähnlich: Recht schnell merkte Larry, dass die strengen Regeln des Ashtanga Yoga für viele Schüler:innen, insbesondere für Einsteiger:innen, einschüchternd und unzugänglich sind. Also war es an der Zeit, einen ganz neuen Stil zu kreieren, der ebenfalls fordernd ist, jedoch etwas mehr Flexibilität in der Praxis erlaubte. So entstand in den 1980er Jahren Rocket Yoga. Der Fokus dieses Yogastils liegt auf Arm-Balancen, Umkehrhaltung und einem schnellen Tempo. Larry eröffnete 1991 das erste Rocket-Yogastudio „It's Yoga“ in San Francisco. Eine neue Yoga-Ära war geboren! 

Rocket Yoga gibt jedem Raum, es zu versuchen, zu fliegen, zu fallen und es erneut zu versuchen. Anstatt an der Idee der Perfektion festzuhalten, lernen wir loszulassen – Sorgen, Ängste, Erwartungen und Vorurteile loszulassen.

Larry Schultz mit Patthabi Jois

Bild: Larry Schultz mit Patthabi Jois, Credits: Jtbobwaysf, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Was ist das Ziel von Rocket Yoga?

Bei Rocket Yoga geht es besonders um Selbstverwirklichung, Wachstum, Mut und Spaß am Praktizieren. Die Praxis ermutigt durch fortgeschrittene Asanas und schnelle Übergänge, die eigenen physischen und mentalen Grenzen zu erkunden und zu erweitern. Während wir unsere eigenen Fähigkeiten entdecken, entwickeln wir Disziplin (wir Yogi:nis nennen diese Disziplin Tapas) – Disziplin, die uns nicht einschränkt, sondern uns im Gegenteil eine solide Basis und Selbstvertrauen gibt. Dieses Mindset wird von der Yogamatte in das alltägliche Leben übertragen. Herausforderungen können mit einer neuen, verspielten Art angenommen und angegangen werden. Bereit, alle Hürden des Lebens mit mehr Leichtigkeit und Zuversicht zu begegnen. 


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Doch wieso heißt Rocket Yoga eigentlich Rocket Yoga? 

Während seiner Zeit als Yogalehrer für die Band „Grateful Dead“ wurde Larry von Bob Weir, einem der Bandmitglieder, inspiriert: Dieser bemerkte scherzhaft, dass Larrys Praxis ihn wie eine Rakete schnell und direkt zum Ziel führt. Diese Bemerkung führte zur Namensgebung „Rocket Yoga“. Die Verbindung zu Grateful Dead beeinflusste auch die Philosophie von Rocket Yoga, die auf Freiheit, Individualität und Kreativität setzt, ähnlich wie die freigeistige Natur der Musik der Band.

Was unterscheidet Rocket Yoga von Ashtanga Yoga? 

Ashtanga Yoga in der traditionellen Form folgt einer festen Sequenz und Struktur, die vorsieht, dass Schüler:innen jede Asana erst meistern, bevor sie zur nächsten Asana bzw. Serie übergehen. Rocket Yoga bietet hier mehr Freiheit und Kreativität, die Übungsabfolge zu verändern.


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Hauptserien des Rocket Yoga

Rocket Yoga basiert auf den ersten beiden Serien des Ashtanga Yoga, jedoch sind die Sequenzen modifiziert, um sie zugänglicher zu machen. Es gibt drei Hauptserien: Rocket 1, Rocket 2 und Rocket 3.

Rocket 1:

  • Dauer: Etwa 60 bis 75 Minuten.
  • Fokus: Diese Serie konzentriert sich auf die Grundlagen, einschließlich stehender Asanas, Vorwärtsbeugen, sitzender Asanas, Arm-Balancen und weiterer Umkehrhaltungen. 
  • Beispiel-Asanas: Sonnengrüße (Surya Namaskar A und B), stehende Haltungen (wie Krieger I, II und III), sitzende Vorwärtsbeuge (Paschimottanasana), Krähe (Bakasana).

Krähe Nicole Bongartz

Rocket 2:

  • Dauer: Etwa 75 bis 90 Minuten.
  • Fokus: Diese Serie konzentriert sich auf die Grundlagen, einschließlich stehender Asanas, Rückbeugen, Hüftöffner und ebenfalls Arm-Balancen und Umkehrhaltungen.
  • Beispiel-Asanas: Sonnengrüße (Surya Namaskar A und B), Unterarmstand (Pincha Mayurasana), Taube (Eka Pada Rajakapotasana), Kamel (Ustrasana) 

Valentin Alex Unterarmstand

Rocket 3

  • Dauer: Etwa 75 bis 120 Minuten.
  • Fokus: Diese Serie bietet eine intensive und umfassende Praxis, die fortgeschrittene Posen aus Rocket 1 + 2 kombiniert und schnelle, dynamische Übergänge beinhaltet.

Für wen ist Rocket Yoga der richtige Yogastil? 

  • Für erfahrene Yogi:nis, die Lust auf eine Herausforderung haben, ist dieser Stil besonders interessant. Asanas wie der Handstand oder der fliegende Spagat bieten die Gelegenheit, Fähigkeiten weiterzuentwickeln und die eigenen Grenzen zu erkunden.
  • Für alle, die beim Yoga Spaß an Abwechslung, schnellen Abfolgen und kreativen Flows haben, bietet Rocket Yoga den perfekten Raum dafür. 
  • Fitness- und Workout-Fans finden im Rocket Yoga eine kraftvolle Praxis, die ihre Kraft herausfordert und sie gleichzeitig in die Achtsamkeit bringt. Wer kontinuierlich Rocket Yoga übt, kann mit der Zeit gute Erfolge erzielen, da die Asanas immer wiederkehrend sind und man dadurch die Chance hat, sich schnell zu verbessern. 
  • Rocket Yoga ist auch für Yoga-Anfänger:innen geeignet, denn besonders zu Beginn der Rocket-Yoga-Reise können viele Asanas modifiziert und auch jederzeit kurze Verschnaufpausen eingelegt werden. Hilfsmittel wie Yoga-Blöcke oder Gurte sind herzlich willkommen! 
  • Wer einen vollen Terminkalender hat und sich trotzdem nach einer kraftvollen Praxis sehnt, ist bei Rocket Yoga genau richtig. Innerhalb der ersten Minuten fängt der Schweiß an zu fließen. Perfekt für diejenigen, die wenig Zeit haben und trotzdem gefordert werden möchten.

Wie fit muss man sein, um Rocket Yoga zu praktizieren?

Rocket Yoga erfordert Kraft, Ausdauer und Flexibilität. Man muss kein:e Athlet:in oder extrem fit sein, eine gute Grundfitness ist jedoch von Vorteil. 
Rocket Yoga wird in der Regel in folgenden Leveln angeboten:

  • Level 0: Ideal für diejenigen, die neu im Rocket Yoga sind oder ihre grundlegenden Fähigkeiten stärken möchten. Einfache Arm-Balancen, wie zum Beispiel die Krähe, sind Teil der Praxis. 
  • Level 1: Geeignet für geübte und fortgeschrittene Yogi:nis, die eine intensivere und herausfordernde Praxis suchen. Das Tempo ist etwas schneller als im Level 0 und es werden einige Arm-Balancen und Umkehrhaltungen, wie der Handstand, in die Sequenz eingebaut. 
  • Level 2: Perfekt für erfahrene Raketen. Im Level 2 ist das Tempo deutlich schneller und es werden immer mehr Arm-Balancen und Umkehrhaltungen eingebaut. 

Einige Studios, wie zum Beispiel die Rocket Station in Berlin, bieten step-by-step Rocket-Klassen an, in denen die schwierigeren Asanas und komplexen Übergänge, wie „Jump-Backs“,  in Ruhe erklärt und geübt werden können. Diese Klassen sind besonders für Rocket-Einsteiger sehr zu empfehlen. 

Kontraindikationen für Rocket Yoga

Wie bei jeder körperlichen Aktivität gibt es auch beim Rocket Yoga bestimmte Kontraindikationen, bei denen Vorsicht geboten ist. Generell ist es ratsam, die eigene Sporttauglichkeit ärztlich abzuklären. Vor allem aber, wenn du unter einer der folgenden Kontraindikationen leidest, sprich bitte mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, damit du weißt, welche Übungen tabu für dich sind. 

  • Schwindel oder Ohnmachtsneigung: Personen, die zu Schwindel oder Ohnmachtsanfällen neigen, sollten vorsichtig sein, insbesondere bei schnellen Übergängen und Umkehrhaltungen.
  • Herzerkrankungen: Personen mit Herzproblemen, hohem Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten vorsichtig sein und intensive Asanas und Umkehrhaltungen vermeiden.
  • Nackenprobleme: Personen mit Nackenproblemen sollten besonders vorsichtig bei Umkehrhaltungen wie Kopfstand (Sirsasana) oder Schulterstand (Sarvangasana) sein, die den Nacken belasten können.
  • Probleme in Schultern, Ellenbogen und Handgelenken: Intensive Arm-Balancen und Umkehrhaltungen können die Schultern stark belasten. Personen mit Beschwerden in diesen Regionen sollten diese Asanas vermeiden.
  • Akute Verletzungen: Generell sollte bei akuten Verletzungen nicht geübt werden. Vor dem Wiedereinstieg in die Praxis sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft ist von Rocket Yoga eher abzuraten. Während der Praxis wird die Bauchmuskulatur stark beansprucht und es werden viele Drehungen praktiziert. Arm-Balancen und Umkehrhaltungen sollten während der Schwangerschaft ebenfalls nicht geübt werden. 

Was mir persönlich an Rocket Yoga gefällt

Als ich meine erste Rocket Yogastunde besucht habe, war ich begeistert. Ich habe selten so sehr in einer Yogaklasse geschwitzt. Die gemeinsame Energie im Raum war etwas ganz besonderes. In dieser Praxis habe ich einen Ort gefunden, in dem ich ausprobieren und lernen konnte, ohne beurteilt zu werden oder mich für meine Schwächen schämen zu müssen. Ich wurde so angenommen, wie ich bin und wo ich gerade stehe. Wir alle haben unsere Hürden, sowohl in der Praxis als auch im Leben. Es ist ein tolles Gefühl, diese Reise mit anderen zu teilen. 

Eine meiner größten Schwächen sind tatsächlich Arm-Balancen und Umkehrhaltungen. Endlich habe ich eine Praxis entdeckt, die mir hilft, genau daran arbeiten zu können. Die Übergänge sind dynamisch und beinhalten auch viele „Jump-Backs“ ins Chaturanga. Ich konnte mit einer großen Portion Spaß meine eigenen Grenzen erforschen und mich von den anderen Schüler:innen im Raum inspirieren lassen. 

Wo kann ich Rocket Yoga üben und ausprobieren? 

Rocket Yoga Online-Klassen

Hier kannst du rocket Yoga online üben:

David Lurey Rocket Yoga

Bild: David Lurey


Lese-Tipp: Noch mehr Infos zu Rocket Yoga teilt David Lurey selbst in diesem Artikel – auf unserer englischen Seite yogaeasy.com


Rocket Yoga und Rocket Yoga inspirierte Studios in Deutschland und Österreich

Rocket Yoga ist bereits in den großen Städten angekommen. Hier kannst du Rocket Yoga vor Ort in Deutschland und Österreich kennenlernen: 

Bekannte internationale Rocket-Yoga-Studios 


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Quellen: 

  • Manual des Rocket Inspired Advcanced Yoga Teacher Training
  • Experteninterviews mit Bernadett Rompos und Dalma Viczina (Ausbilderinnen des Rocket Inspired Advcanced Yoga Teacher Training)
  • https://www.allyogatraining.com/rocket-yoga
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Larry_Schultz

Bildquellen: 

  • Bild: Larry Schultz mit Patthabi Jois, Credits: Jtbobwaysf, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
  • Xenia Bluhm für YogaEasy
  • David Lurey
Olga Miliavska
Olga Miliavska

Olga Miliavska ist zertifizierte Hatha- und Vinyasa-Yogalehrerin, Fitness-Trainerin und Les Mills Bodypump-Instruktorin. Als Content Marketing Managerin bei YogaEasy kombiniert sie ihre Leidenschaft für Yoga und Kreativität. Ihre eigene Yoga-Praxis ist ein fester Bestandteil ihres Alltags und liebt es, neue Yoga-Stile und Sportarten zu testen. Zuletzt hat sie eine Rocket Yoga inspirierte Ausbildung abgeschlossen und freut sich, in Zukunft weitere Stile kennenzulernen.