Yoga für die Schilddrüse

Von Corina Rhodovi

Disclaimer: In diesem Artikel werden Yoga-Übungen vorgestellt, die aus der Sicht des Yoga einen Einfluss auf die Schilddrüse und das Kehlkopf-Chakra haben. Wir beziehen uns dabei auf Überlieferungen aus den Yogatradionen, der Einfluss ist jedoch nicht durch Studien nachgewiesen. Bei vorliegender Schilddrüsensymptomatik ist ärztlicher Rat einzuholen, bevor mit den Übungen begonnen wird. Yoga-Übungen sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie und sollten lediglich begleitend und nach ärztlicher Rücksprache eingesetzt werden.

1. Was sind die Hauptfunktionen der Schilddrüse?

Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kehlkopfs an der Luftröhre und wiegt normalerweise nicht mehr als 25 Gramm. Sie spielt eine zentrale Rolle im menschlichen Körper, denn sie reguliert und unterstützt viele Prozesse. Die Schilddrüse produziert die Schilddrüsenhormone T3 und T4, die die Stoffwechsellage des Organismus bestimmen und entscheidende Körperfunktionen beeinflussen.

Eine der Hauptfunktionen der Schilddrüsenhormone ist die Erhöhung der Körpertemperatur, die durch einen gesteigerten Metabolismus erreicht wird. Die Stoffwechselprozesse im Körper werden beschleunigt, was sich positiv auf das Wachstum von Knochen, Zähnen und dem Nervensystem auswirkt. Zusätzlich stimulieren die Schilddrüsenhormone nahezu alle Stoffwechselprozesse, einschließlich der Organe, Muskeln, des Herzens und des Magen-Darm-Trakts, was wiederum eine gesteigerte Darmpassage zur Folge hat.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Schilddrüsenfunktion ist die Stimulation der Leber, wodurch die Ausscheidung und Entgiftung des Körpers verbessert werden. Auch die Nierenfunktion profitiert von der Aktivität der Schilddrüsenhormone, da diese die Filtrationsleistung der Nieren erhöhen. Darüber hinaus werden die Gonaden stimuliert, was zu einer gesteigerten Sekretion führt. Gleichzeitig fördern die Schilddrüsenhormone die Insulinwirkung, indem sie das Eindringen von Zucker in die Zellen erleichtern.

Neben den Schilddrüsenhormonen spielt auch das von der Schilddrüse produzierte Kalzitonin eine wichtige Rolle im Körper. Kalzitonin senkt den Kalziumspiegel im Blut und stimuliert die Mineralisierung der Knochen, indem es Kalzium im Knochengewebe speichert. Es wirkt dabei als Antagonist zum Parathormon der Nebenschilddrüsen, das den Kalziumspiegel im Blut erhöht. Durch dieses fein abgestimmte Zusammenspiel trägt die Schilddrüse entscheidend zur Aufrechterhaltung eines gesunden Stoffwechsels und zur Regulierung lebenswichtiger Körperfunktionen bei.

Anatomie der Schilddrüse

Bild: shutterstock.com

Hauptfunktionen der Schilddrüse

  • Erhöhung der Körpertemperatur durch gesteigerten Metabolismus
  • Förderung des Wachstums von Knochen, Zähnen, Nervensystem
  • Stimulation aller Stoffwechselprozesse, der Organe, der Muskeln, des Herzens, des Magen-Darm-Traktes und gesteigerte Darmpassage
  • Stimulation der Leberfunktion (Ausscheidung und Entgiftung)
  • Stimulation der Nierenfunktion mit verbesserter Filtration
  • Stimulation der Gonaden mit gesteigerter Sekretion
  • Stimulation des Insulins mit besserem Eindringen von Zucker in die Zellen
  • Das Kalzitonin der Schilddrüse senkt den Kalziumspiegel im Blut ab und stimuliert die Mineralisierung des Knochens/Speicherung von Kalzium (als Antagonist des Partherin der Nebenschilddrüse).

(aus Frühwein 2020)¹


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2. Pathologie und Dysfunktion: Welche Veränderungen der Schilddrüse gibt es?

Jeder Dritte ist im Laufe seines Lebens mindestens einmal von einer krankhaften Schilddrüsenveränderung betroffen. Schilddrüsenerkrankungen sind also ziemlich häufig und sie nehmen mit steigendem Alter zu. Man unterscheidet dabei zwischen hormonellen Fehlfunktionen und Veränderungen der Größe und Beschaffenheit. (Deutsches Schilddrüsenzentrum)

Folgende pathologische Veränderungen und Dysfunktionen sind bekannt.²: 

  • Vergrößerung der Schilddrüse (Euthyreote Strumam, Struma, Kropf): Bei der euthyreoten Struma vergrößert sich die Schilddrüse trotz normaler Hormonproduktion, häufig als Folge von Jodmangel. Diese Erkrankung ist die häufigste endokrine Störung, insbesondere in Jodmangelgebieten. Die Behandlung erfolgt meist durch Jodid-Supplementation oder eine Kombinationstherapie mit LT4, wobei operative Eingriffe nur bei großen oder auffälligen Knoten notwendig sind.
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Hypothyreose ist durch eine Unterfunktion der Schilddrüse gekennzeichnet, was zu Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und Kälteintoleranz führt. Sie kann primär (Schilddrüse), sekundär (Hypophyse) oder tertiär (Hypothalamus) bedingt sein. Die Therapie besteht aus der lebenslangen Substitution mit LT4, wobei die Hormonspiegel regelmäßig überwacht werden.
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Hyperthyreose ist eine Überfunktion der Schilddrüse, die zu Symptomen wie Nervosität, Gewichtsverlust und Tachykardie führt. Häufigste Ursachen sind Morbus Basedow und Schilddrüsenautonomien. Die Behandlung erfolgt mit Thyreostatika, und bei Therapieresistenz kann eine Operation oder Radiojodtherapie notwendig werden.
  • Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis): Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift, was zu einer Hypothyreose führt. Sie betrifft vor allem Frauen und kann in ihrem Verlauf sowohl hypo- als auch hyperthyreote Phasen aufweisen. Die Therapie besteht in der Regel aus der lebenslangen Substitution von Schilddrüsenhormonen.
  • Schilddrüsenmalignom: Schilddrüsenkarzinome sind die häufigsten endokrinen Tumore, oft symptomlos und hauptsächlich durch Sonografie diagnostiziert. Es gibt verschiedene Typen, darunter papilläre, follikuläre, anaplastische und medulläre Karzinome. Die Behandlung umfasst meist eine chirurgische Entfernung, ergänzt durch Strahlen- oder Chemotherapie je nach Typ und Stadium.

3. Dysfunktionen der Schilddrüse aus osteopathischer Sicht

Aus osteopathischer Sicht können Schilddrüsendysfunktionen durch biomechanische Probleme, wie Wirbelblockaden oder myofasziale Dysfunktionen verursacht werden. Faszienverspannungen im Halsbereich könnten zu einer venolymphatischen Stauung führen, was die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigt. Auch chronischer Stress kann über eine erhöhte Produktion von inaktivem rT3 zur Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion beitragen.² 

Heilpraktikerin und Schilddrüsen- sowie Hormonexpertin Katia Trost aus Hamburg erklärt, welche Rolle Stress bei Erkrankungen der Schilddrüse spielt:

„Genauso wie bei Diabetes mellitus und auch Bluthochdruck liegt die Ursache dieser Erkrankungen beim Stress. Allerdings verstehen die meisten Menschen nicht, was das bedeutet. Stress ist ein biochemischer Vorgang, der durch Hormone ausgelöst wird und die Reaktion auf einen Mangel darstellt, vor allem an Nährstoffen auf Zellebene. Dadurch kann der Körper nicht mehr genügend Energie herstellen. Stresshormone kompensieren diesen Mangel, indem sie die Energie eher in lebenswichtige Systeme schicken, doch dafür müssen andere Organe und Gewebe leiden. Die Nebennieren, die auf hormoneller Ebene durch Adrenalin und Cortisol Stress verursachen, sind zunächst über- und dann unteraktiv. Die Schilddrüse tritt durch die Vormachtstellung der Nebennieren in den Hintergrund. Denn die Schilddrüse erhöht den Grundumsatz und soll gerade nicht powern, wenn der Körper in einer Notsituation ist – so entsteht die Schilddrüsenunterfunktion und in einigen Fällen kurzfristig und vorübergehend auch eine Schilddrüsenüberfunktion.“

Katja Trost darüber, weshalb deutlich mehr Frauen als Männer unter Fehlfunktionen der Schilddrüse leiden: 

„Frauen haben ein deutlich komplizierteres Hormonsystem als Männer. Dafür sorgt der weibliche Zyklus. Frauen pendeln ständig zwischen vier Stationen hin und her (Eisprung, 2. Zyklushälfte, Menstruation, 1. Zyklushälfte). Das System ist einfach sehr stör- und stressanfällig. Vor allem, weil Östrogen so schnell aus dem Ruder läuft und gegenüber dem Progesteron dominiert. Auch Östrogen ist ein Gegenspieler von Schilddrüsenhormonen. Aus meiner Sicht ist es ein Stresshormon. In den Wechseljahren ist Östrogen dann auch noch einmal groß Thema. Es wird bei Stress vermehrt erzeugt, außerdem ist unsere Umwelt voll von östrogenwirksamen Substanzen. Auch die Pille ist dadurch ein ganz großer Verursacher von Schilddrüsenfunktionsstörungen. Darüber sind nur wenige Frauen aufgeklärt. Es gibt sehr wenige Frauen, die in ihrem Leben nicht mindestens einmal die Pille genommen haben.“


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4. Schilddrüse und Atmung

Die Schildrüse wird hauptsächlich beim Schlucken bewegt. Doch es wird auch dem Atem ein Einfluss auf die Bewegung und Stimulation der Schilddrüse nachgesagt: So haben Barral & Croibier (2011) festgestellt, dass sich die Schilddrüse bewegt, wenn wir atmen.³ Des Weiteren wies Camirand (2016) darauf hin, dass sich die Schilddrüse bei der Einatmung mit dem Zwerchfell nach kaudal (vom Kopf weg in Richtung Brust) bewegt, bei der Ausatmung entsprechend nach kranial (zum Kopf hin).⁴ Nach Frühwein (2023a) dehnt sich die Schilddrüse bei der Einatmung tendenziell aus und bei der Ausatmung zieht sie sich wieder zusammen. Durch diese Bewegung wird die „Schilddrüse ausgepumpt und die Funktion stimuliert“.⁵

5. Eigenübungen zum Stimulieren der Schilddrüse

Nach Frühwein (2023c) kann man die Schilddrüse bei einer Unterfunktion selbst durch „Atmen in die Schilddrüse“ und durch leichtes Klopfen stimulieren.⁶ 

Wichtiger Hinweis: Diese Techniken sind nicht anzuwenden bei entzündlichen Schilddrüsenerkrankungen wie der AIT (Hashimoto-Thyreoiditis) und dem M. Basedow. 

Stimulation durch „Atmen in die Schilddrüse“

„Diese Übung wird am besten in Rückenlage durchgeführt. Die Fingerbeeren beider Hände liegen ventral im Bereich der Seitenlappen der Schilddrüsen, die Patientin bzw. der Patient lenkt für eine Dauer von ca. 5 min die Atmung in diesen Bereich. Durch die entspannten Atembewegungen kommt es zu einer vegetativen Entspannung in diesem Bereich. Darüber hinaus kann die Übung auch eine Entspannung des Schilddrüsengewebes zur Folge haben, was durch die verbesserten viskoelastischen Eigenschaften eine bessere Schilddrüsenfunktion bewirkt.“ ⁶

Stimulation durch Klopfen

„Die Energetisierung der Schilddrüse kann in jeder Ausgangsposition durchgeführt werden, im Sitzen, in Rückenlage, im Stand. Die Patientin bzw. der Patient führt mit lockeren Fingerkuppen sanfte rhythmische Klopfungen auf der Schilddrüse durch; bereits ca. 20–25 Klopfungen können zu einer Energetisierung und Stimulierung der Schilddrüse führen.“ ⁶


6. Wie kann Yoga die Funktion der Schilddrüse unterstützen?

Yoga-Übungen können kein Ersatz für eine konservative und medikamentöse Schilddrüsen-Therapie sein. Aus den oben aufgeführten Erkenntnissen der Schilddrüsenforschung lässt sich jedoch ableiten, dass die Techniken aus dem Yoga eine sinnvolle Ergänzung sein können:

  • Stressreduktion: Da chronischer Stress die Hormonproduktion beeinträchtigen kann und so zu einer Dysfunktion der Schilddrüse führen kann, können Yoga und Meditation einen positiven Einfluss auf eine Dysfunktion des Schilddrüse haben. 
  • Dehnung der Halsfaszien: Da Faszienverspannungen im Halsbereich zu einer venolymphatischen Stauung führen können, was die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigt, können Yoga-Übungen, bei denen die Faszien im Halsbereich gedehnt werde, einen positiven Einfluss auf die Funktion der Schilddrüse haben. 
  • Allgemeine Mobilisation: Durch allgemeine Mobilisation der Schilddrüse kann man stimulierend sowie hemmend auf die Schilddrüsenfunktion einwirken.
  • Stimulation durch Atmung: Da die Schilddrüse beim Atmen durch die Bewegung des Zwechfells zyklisch bewegt und ausgepumpt wird, können Atemübungen (Pranayama) die Schilddrüse stimulieren. 
  • Energetisieren durch Atmung: Vor allem bei einer Unterfunktion wird das Energetisieren der Schilddrüse durch das „Atmen in die Schilddrüse“ empfohlen, um das Schilddrüsengewebe zu entspannen, was durch die verbesserten viskoelastischen Eigenschaften eine bessere Schilddrüsenfunktion bewirken kann. 

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7. Übungen, die aus Sicht des Yoga und von Expert:innen auf die Schilddrüse bzw. das Kehlkopfchakra Vishuddha einwirken

Aus der Sicht des Yoga befindet sich das 5. Hauptchakra „Vishuddha“ im Kehlkopf. Ihm wird die Schilddrüse zugeordnet. Gestärkt wird das Kehlkopfchakra durch Pranayamas, das Chanten von Mantras, durch Kompression der Kehle (z.B. Jalandhara Bandha) und Bewegungen der Nackens (Rückbeugen, Twists). Nachfolgend findest du einige Übungen, um Vishuddha zu stärken und aus energetischer Sicht auf die Schilddrüse einzuwirken. Außerdem hat Heilpraktikerin und Yogalehrerin Sylvia Wiest im Interview mit YogaEasy spannende Tipps mit uns geteilt, wie Yoga auf die Schilddrüse wirkt und worauf Betroffene von Schilddrüsenerkrankungen achten sollten. Wie bereits am Anfang des Artikels erwähnt, sollte bei einer vorliegenden Schilddrüsensymptomatik zuvor ärztlicher Rat eingeholt werden, um abzuklären welche Übungen ein Einzelfall geeignet bzw. ungeeignet sind. 

1. Pranayamas für das Kehlkopfchakra

  • Beim Ujjayi Pranayama wird durch die Nase eingeatmet, während die Stimmritzen leicht verengt werden. Dies erzeugt ein sanftes, rauschendes Geräusch im Hals, ähnlich dem Klang des Meeres. Der Atem wird bewusst in den Kehlkopfbereich gelenkt, was die Schilddrüse indirekt stimulieren kann. Diese Technik kann helfen, den Hals- und Kehlkopfbereich zu aktivieren und Stress abzubauen, was sich positiv auf die Schilddrüsenfunktion auswirken kann.

Weitere Atemtechniken, die das Kehlkopfchakra und die Schilddrüse stimulieren können sind:

Heilpraktikerin und Yogalehrerin Sylvia Wiest erklärt die Hintergründe:

Ujjayi-Atmung eignet sich sehr gut, denn durch die sanfte Vibration werden Spannungen im Kehlkopfbereich gelöst, was der Schilddrüse zugutekommt. Auch kann mit dieser Atmung die Meditation gut eingeleitet werden. Nasenwechselatmung könnte man zur Energielenkung nutzen und hier ein besonderes Augenmerk auf die Schilddrüse legen, also sich etwa Folgendes vorstellen: Beim Einatmen fließt frische Energie zur Schilddrüse, beim Ausatmen fließt verbrauchte Energie nach unten ab.

Tönen und Brahmari-Atmung wirken ebenfalls über die Vibration spannungslösend und durchblutungsfördernd.

Kapalabhati ist eine anregende Atemübung, die ich je nach Befinden einsetzen würde.

Wenn jemand unter den Symptomen einer Überfunktion wie etwa Hitze, Schweiß, Herzklopfen leidet, empfehle ich eher auf Ujjayi- oder Nasenwechselatmung zurückzugreifen oder auch die kühlende Atmung zu nutzen.“

2. Aktivierung des Halschakras durch Mantra-Chanting

Das Chanten von Mantras erzeugt Vibrationen, vor allem im Brust- und Kehlkopfbereich. Diese Vibrationen können das zentrale Nervensystem und die Drüsen stimulieren.

Eines der beliebtesten und bekanntesten Mantras im Yoga ist lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu. Hier erklärt dir Jivamukti-Lehrer und Mantra-Experte Moritz Ulrich die Bedeutung des Mantras und ihr könnt gemeinsam chanten: 

3. Yoga-Übungen mit Kompressionseffekt im Kehlkopfbereich

Bei folgenden Yoga-Übungen wird der Bereich der Schilddrüse komprimiert und das Kehlkopfchakra stimuliert. Bei Problemen in der Halswirbelsäule ist beim Schulterstand und Pflug Vorsicht geboten.  

Welche Asanas sind jeweils bei einer Über- bzw. Unterfunktion der Schilddrüse besonders zu empfehlen?

Sylvia Wiest meint dazu:

„Man könnte mit einer Aktivierung und Harmonisierung des Hals-Chakras (Kehl- oder Vishuddha-Chakra) einen Teil seiner Yogapraxis gestalten. Da die Schilddrüse ihren Sitz direkt unterhalb des Kehlkopfs hat, kann durch Jalandhara Bandha (Halsverschluss) eine Energielenkung in Richtung Schilddrüse erfolgen. Generell sind Übungen, die den Nacken dehnen, sehr hilfreich, wie z. B. Pflug, Schulterstand, Schulterbrücke und auch der Drehsitz. Bei all diesen Asanas wird der Nacken gedehnt und entspannt, die Schilddrüse komprimiert (beim Drehsitz eher gewrungen). Dies schafft Weite im Halsbereich und massiert die Schilddrüse. Man stellt sich vor, dass diese Massage als sanfter Impuls die Schilddrüse harmonisieren und unterstützen kann.“


In dieser 30-minütigen Yogasequenz für sportliche Anfänger:innen führt dich Nicole Bongartz durch eine Yoga-Praxis, bei der du Jalandhara Bandha, den Kinnverschluss kennenlernst (als Mitglied von YogaEasy kannst du das Video in voller Länge ansehen): 


4. Yoga-Übungen zur Dehnung der Halsfaszie

Achtung: Bei Problemen im Hals-Nackenbereich ist bei diesen Übungen Vorsicht geboten.

Expertin Sylvia Wiest erklärt:

Rückbeugen sind geeignet, denn durch die Dehnung der Körpervorderseite und somit auch des Halses wird im Gegensatz zum oben genannten Druck ein Zug auf die Schilddrüse ausgeübt, was die Flexibilität des Organs fördern kann. Man stellt sich vor, dass Entzündungsstoffe und Lymphe besser abfließen können. Zusätzlich wird die Durchblutung angeregt – vorausgesetzt, es wird ausgeglichen geübt. Das heißt in der Praxis: eine harmonische Abfolge der genannten Asanas und Rückbeugen wie dem Fisch, dem Kamel (oder dem halben Kamel) und weiteren ausgleichenden Asanas und Atemübungen.

Hier ist es natürlich auch wichtig, die Streckung des Nackens in den eigenen Möglichkeiten zu gestalten und Unwohlsein zu registrieren. Man kann den Fisch etwa sehr gut mit Blöcken unterstützen und sich achtsam und sanft in die Nackenstreckung hineinarbeiten. Bei Rückbeugen kommt es auf den harmonischen Bogen der Wirbelsäule an, der vom Becken angefangen bis hinauf zum Kopf gespannt werden sollte, damit auf dem Weg kein Knick entsteht. Besonders sensibel sind hier der Übergang des Kreuzbeins im Becken und der Lendenwirbelsäule und einige Bereiche der Halswirbelsäule. Bei Nichtachtsamkeit in diesen Regionen könnte eine Blockade des Energieflusses die Folge sein. Rückbeugen dehnen den Vagusnerv, der mit einem Ast die Schilddrüse versorgt. Dieser Nerv ist Bestandteil des Parasympathikus und somit verantwortlich für die Stoffwechselaktivität unserer Organe.“

5. Entspannungsübungen zur Stressreduktion

Sylvia Wiest sagt dazu:

„In der Meditation haben wir die Möglichkeit uns selbst zu begegnen. Wenn ich gelernt habe, beispielsweise durch Atmung langsam zur Ruhe zu kommen, kann ich im nächsten Schritt meine Schilddrüse mit heilendem Licht visualisieren. Verschiedene Farben können zum Einsatz kommen, wie vielleicht die Lieblingsfarbe oder Hellblau als Farbe des Hals-Chakras. Ich kann sie mir als balsamartige Heilkraft vorstellen, die die Schilddrüse sanft umhüllt. Ich kann versuchen, durch verschiedene Affirmationen und Bilder meine Selbstheilungskräfte anzuregen. Oder ich lasse meine Gedanken fliegen und versuche, eine innere Stille zu gewinnen, ohne Fokus etwas Bestimmtes. Auch so ist die Regeneration des Körpers gemeinsam mit dem Geist und der Seele möglich. Vielleicht komme ich auch auf diesem Weg möglichen Störfaktoren in meinem Leben auf die Spur und weiß plötzlich, was ich brauche und was nicht.“ [...]

„Am Ende der Praxis sollte eine ausgeprägte Sequenz der Entspannung stehen. In Shavasana kann der Körper mental gescannt werden. Auch progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Fantasiereisen helfen, das vorher Geübte zu integrieren und Stress abzubauen.“

8. Hormon-Yoga

Da Schilddrüsenerkrankungen auf hormoneller Ebene stattfinden, kann Hormon-Yoga unterstützend wirken, um sie zu bekämpfen. Hier erfährst du, was genau Hormon-Yoga ist, welche Asanas du üben kannst und worauf du achten solltest. Oder du siehst dir diese kleine Einleitung in das Thema Hormon-Yoga an:

9. Gibt es Übungen, die Schilddrüsenerkrankte lieber meiden sollten?

Sylvia Wiest:

„Ich würde hier keinen Unterschied zwischen den einzelnen Erkrankungen der Schilddrüsen machen, sondern die/den Übenden dahin gehend schulen, dass die persönliche Empfindung wegweisend ist. Spüre ich zu viel Druck im Halsbereich, ist der Nacken vermutlich nicht gestreckt genug oder die Schilddrüse lässt diese Übung in diesem Moment eben nicht zu. Bekomme ich Herzklopfen oder Schweißausbrüche, dann mute ich mir zu viel zu und sollte aus der Übung herausgehen. Man kann die Übungen in gemäßigter Form, also etwa halber Schulterstand, kleine Schulterbrücke usw. mit ausreichend Platz im Halsbereich üben. Wie immer im Yoga ist auch hier die Achtsamkeit jedes Einzelnen gefragt. Und übertragen können wir das auch auf unseren Alltag mit der Frage: Was tut mir gut, was ist zu viel? Wichtig ist nicht aufzugeben, sondern Alternativen zu suchen. Wenn die Asanas an einem Tag nicht gut bekommen, dann kann ich wunderbar Atemübungen oder die Meditation nutzen.”


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 Quellen:

¹ J. Frühwein: Schilddrüse (Kap.21). In: T. Liem, T.K. Dobler, M. Puylaert (Eds.), Leitfaden Viszerale Osteopathie (3. Auflage), Elvesier, München (2020), pp. 685-726.

² Jochen Frühwein (2023b), Die Schilddrüse aus der Sicht der Osteopathie: Teil 2: Pathologie und Dysfunktion, Osteopathische Medizin, Volume 24, Issue 2, 2023, Pages 23-27, ISSN 1615-9071, https://doi.org/10.1016/S1615-9071(23)00045-X. 

³ J.P. Barral, A. Croibier: Manipulation viszeraler Gefäße. Osteopathie in Theorie und Praxis, Elsevier, München (2011).

⁴ Camirand, N.: Glanduläre und nervöse Dysfunktionen, Kursskriptum vom November 2016.

Jochen Frühwein (2023a), Die Schilddrüse aus der Sicht der Osteopathie: Teil 1: Grundlagen, Osteopathische Medizin, Volume 24, Issue 1, 2023, Pages 15-20, ISSN 1615-9071, https://doi.org/10.1016/S1615-9071(23)00011-4.

Jochen Frühwein (2023c), Die Schilddrüse aus der Sicht der Osteopathie: Teil 3: Behandlung, Osteopathische Medizin, Volume 24, Issue 3, 2023, Pages 12-17, ISSN 1615-9071, https://doi.org/10.1016/S1615-9071(23)00075-8. 

Corina Rhodovi
Corina Rhodovi

Corina ist seit 2021 Content Managerin bei YogaEasy. Gemeinsam mit ihrem Team sorgt sie dafür, dass du im Yoga-Magazin, im Newsletter und auf unseren Social-Media-Kanälen regelmäßig inspirierende, fundierte und unterhaltsame Inhalte findest – allesamt dafür gedacht, dich noch tiefer mit deiner Yoga-Praxis zu verbinden. Als zertifizierte Yogalehrerin in Vinyasa Yoga, Tantra Yoga und Yin Yoga bringt Corina nicht nur fachliches Know-how, sondern auch Herz und Hingabe in ihre Arbeit ein. Ihre Wurzeln in der Sportwissenschaft – sie hat an der Deutschen Sporthochschule Köln studiert – spiegeln sich in einem tiefen Verständnis für anatomisch gesunde Ausrichtung und die physiologischen Wirkungen der Asanas wider. Ihre besondere Leidenschaft gilt dem Sound Healing mit Klangschalen und Gongs – ein Bereich, in dem sie ihre spirituelle Heimat gefunden hat. Verbinde dich mit Corina auf www.frequency-yoga.de und über Instagram unter @corina_frequency_yoga.

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