Ganesha – der elefantenköpfige Gott der Weisheit und Neuanfänge
Bild: Shutterstock.com

Ganesha – Gott der Weisheit und Neuanfänge

Von Corina Rhodovi

Obwohl es den Hindus in ihrem Pantheon wirklich nicht an Alternativen mangelt, ist Ganesha der Beliebteste unter den Göttern, der am meisten geliebt wird – Ganesha finden irgendwie alle toll. Von denen, die Vishnu verehren genauso wie von denen, die sich für Shiva entschieden haben oder Durga. Es ist wie im Zoo: Auf Elefanten können sich alle einigen.

Ob auf dem Altar im Yogastudio, als Statue am Eingang eines Tempels oder als kleine Figur auf dem Meditationsplatz: Ganesha, der elefantenköpfige Gott mit dem runden Bauch, ist vielen von uns vertraut. Doch wer ist dieser freundlich lächelnde Gott wirklich – und was macht ihn so besonders?

Der Sohn von Shiva und Parvati – geboren aus Lehm und Liebe

Die wohl bekannteste Legende erzählt, dass Parvati, Gattin des großen Gottes Shiva, eines Tages ungestört baden wollte. Aus Lehm formte sie einen Jungen und hauchte ihm Leben ein: Ganesha. Er sollte vor ihrer Tür wachen und niemanden hereinlassen. Als Shiva zurückkehrte, erkannte er den Jungen nicht – und im Zorn schlug er ihm den Kopf ab.

Als Parvati ihm die Wahrheit offenbarte, war Shiva erschüttert. Er versprach, das Kind wieder zum Leben zu erwecken. Seine Diener fanden als erstes einen Elefanten, der nach Norden schaute. So erhielt Ganesha seinen unverwechselbaren Kopf. Seitdem gilt er als Schutzgott für Übergänge, der Hindernisse beseitigt und dem zu Beginn jeder Zeremonie gedacht werden sollte.

Wofür steht der Gott Ganesha?

Gana bedeutet auf Sanskrit „gute Geister“ und Isha bedeutet „Herr“. Ganesha ist demnach der Herr der guten Geister. Er steht für viele Dinge – und genau das macht ihn so besonders und universell zugänglich. Er ist nicht nur der elefantenköpfige Gott aus dem Hinduismus, sondern ein kraftvoller spiritueller Archetyp, der in der Yogaphilosophie und im Alltag eine prägnante Rolle spielt.

Beseitiger von Hindernissen (Vighnaharta)

Ganesha wird am häufigsten als derjenige angerufen, der Hindernisse aus dem Weg räumt – äußere wie innere. Egal ob du ein neues Projekt beginnst, eine Reise antrittst oder einen inneren Wandel spürst: Ein Gebet zu Ganesha öffnet symbolisch die Tür und lädt Klarheit und Leichtigkeit ein. Er hilft dir, Selbstzweifel, Ängste, Blockaden und Widerstände zu erkennen und zu transformieren.

Gott des Anfangs und der Neuanfänge

In Indien beginnt jede Zeremonie, jedes Ritual und oft auch der Tag mit einem Ganesha-Mantra. Warum? Weil er als Hüter der Schwelle gilt – zwischen alt und neu, bekannt und unbekannt. Er steht für den ersten Schritt auf einem neuen Weg, den Übergang, das Loslassen und Vertrauen. Ganesha begleitet dich, wenn du mutig etwas Neues beginnst – ob auf der Matte oder im Leben.

Symbol für Weisheit, Intelligenz und innere Führung

Mit seinem Elefantenkopf und seinem ruhigen Blick verkörpert Ganesha Weisheit, Erinnerungsvermögen und Unterscheidungskraft (Viveka). Er erinnert uns daran, nicht vorschnell zu handeln, sondern mit Herz und Verstand zu entscheiden. Er ist ein Lehrer, der dich zu deiner inneren Stimme zurückführt.

Liebevolle Präsenz & Alltagsnähe

Ganesha hat Humor. Er liebt Süßigkeiten. Er darf kindlich und verspielt sein – ohne an Tiefe zu verlieren. Deshalb begegnet er uns nicht ehrfurchtsvoll distanziert, sondern wie ein guter Freund: warm, zugewandt und präsent. Er zeigt, dass Spiritualität nicht immer streng sein muss – sondern auch Freude, Genuss und Lächeln bedeutet.

Balance von Gegensätzen

Ganesha vereint Gegensätze in sich:

  • Er ist körperlich groß, sein Reittier aber ist eine kleine Maus, manchmal auch eine Ratte.
  • Er ist kraftvoll und doch verspielt.
  • Er ist Genießer und zugleich sehr spirituell.
  • Er ist der Zerstörer von Hindernissen – aber auch der, der sie manchmal aufstellt, damit wir wachsen.

Er steht für das Leben in seiner Fülle – das sowohl Süße als auch Herausforderung enthält.

Symbolik – wie uns Ganesha begegnet und was es bedeutet

Ganeshas äußere Erscheinung ist weit mehr als nur dekorative Symbolik – sie erzählt von uralter Weisheit, innerer Stärke und einem liebevollen Blick auf das Leben. Sein großer Elefantenkopf steht für Weitblick und Intelligenz, aber auch für die Fähigkeit, schwere Lasten mit Geduld zu tragen. Die überdimensionalen Ohren laden uns ein, achtsam zuzuhören – eine der wertvollsten Qualitäten, die wir in Beziehungen und im Umgang mit uns selbst kultivieren können.

Sein runder Bauch wirkt verspielt, und doch trägt er eine tiefe Bedeutung: Ganesha „verdaut“ alles – Freude ebenso wie Schmerz – und bleibt dabei zentriert. Besonders faszinierend ist sein einzelner Stoßzahn. Der zweite fehlt, weil Ganesha ihn abbrach, um das große Epos Mahabharata niederzuschreiben. Diese Geste erzählt von Hingabe, Fokus und der Bereitschaft, sich selbst für etwas Größeres hinzugeben.

Auch sein Reittier, eine kleine Maus/Ratte, trägt eine kraftvolle Botschaft in sich: Sie symbolisiert das menschliche Ego – flink, unruhig, manchmal übermächtig. Ganesha zähmt es mit Leichtigkeit und Humor. In seinen vier Händen trägt er kraftvolle Werkzeuge: eine Axt, die Anhaftungen trennt, eine Süßigkeit – den geliebten Modak –, eine Lotusblume als Zeichen spirituellen Erwachens und eine segnende Geste, die uns Schutz und Vertrauen schenkt. Jede Facette seiner Darstellung erinnert uns daran, dass spirituelle Größe oft in Sanftheit, Tiefe und einem Augenzwinkern wohnt.

Geschichten voller Herz und Humor

Ganesha ist nicht nur weise – er ist auch listig, verspielt und kreativ. Eine beliebte Geschichte erzählt, wie er sich mit seinem Bruder Kartikeya einen Wettlauf um die Welt lieferte. Kartikeya stieg auf seinen Pfau und flog los. Ganesha hingegen umrundete dreimal seine Eltern und sagte: „Sie sind meine Welt.“ Damit gewann er – nicht durch Schnelligkeit, sondern durch Hingabe und Weisheit.


Lese-Tipp: Eine weitere schöne Geschichte über Ganesha und den Mond findest du in unserem Artikel „Die 10 schönsten indischen Sagen: Götter, Drama & Romantik“.


Ganesha Mantra

In der yogischen Symbolik steht Ganesha für den Anfang, das Loslassen und die innere Ausrichtung. Er lädt uns ein, innezuhalten, bevor wir einen neuen Weg beschreiten. Ob auf der Matte, im Leben oder im Herzen – Ganesha erinnert uns daran, dass jede Veränderung mit Klarheit, Vertrauen und einem Hauch von Humor geschehen darf. Viele Yogastunden beginnen daher mit dem Ganesha Mantra:

„Om Gam Ganapataye Namaha“
„Ich rufe Ganesha an, den Beseitiger aller Hindernisse.“

3 Ideen für deine Ganesha-Yogastunde 

„Den Weg frei machen“ – Eine Praxis zum Loslassen innerer Hindernisse

Wirkung: Erleichterung, Klarheit, Neuausrichtung

  • Meditiere auf die Frage: Was steht mir im Weg – und was darf gehen?
  • Atemübungen (z. B. Kapalabhati oder Ujjayi), um stagnierende Energie zu klären
  • Achtsame, langsame Übergänge zwischen Asanas, um den „Weg“ bewusst zu erleben
  • Hüftöffner und Rückbeugen, um emotionale Blockaden zu lösen

2. „Mut zum Neuanfang“ – Eine Praxis für neue Schritte im Leben

Wirkung: Zuversicht, Selbstvertrauen, Fokus auf das Wesentliche

  • Sankalpa zu Beginn
  • Erdende Haltungen wie Tadasana, Krieger oder Malasana zur Stabilisierung
  • Herzöffner und Gleichgewichtshaltungen als Symbol für den mutigen Schritt ins Unbekannte
  • Ganesha-Mantra zum Einstieg oder als „Japa“-Meditation während der Praxis

3. „Die Süße des Lebens“ – Eine Praxis für Fülle und Leichtigkeit

Wirkung: Freude, Dankbarkeit, liebevolle Verbindung zum eigenen Selbst

  • Fließende Vinyasa-Sequenz mit spielerischen Übergängen
  • Sanfte Rückbeugen, Drehungen, freier Atem
  • Modak-Meditation: Visualisierung oder symbolisches Anbieten einer Süßigkeit
  • Abschluss mit Lächeln, Klang (z. B. Klangschale oder Mantra) und Wertschätzung des eigenen Körpers

Wenn du Lust bekommen hast, Ganeshas Qualitäten in dir zu manifestieren, dann empfehlen wir dir diesen wunderbaren „Ganeshas Groove”-Flow von Nicole Bongartz:


Ganesha ist mehr als eine Figur mit Elefantenkopf. Er ist ein liebevoller Archetyp für die Kraft des Neuanfangs. Er lehrt uns, dass es okay ist, Hindernisse zu haben – solange wir bereit sind, sie anzuschauen, zu umarmen und loszulassen. Mit Weisheit. Mit Sanftheit. Und mit einem Lächeln.

Corina Rhodovi
Corina Rhodovi

Corina ist seit 2021 Content Managerin bei YogaEasy. Gemeinsam mit ihrem Team sorgt sie dafür, dass du im Yoga-Magazin, im Newsletter und auf unseren Social-Media-Kanälen regelmäßig inspirierende, fundierte und unterhaltsame Inhalte findest – allesamt dafür gedacht, dich noch tiefer mit deiner Yoga-Praxis zu verbinden. Als zertifizierte Yogalehrerin in Vinyasa Yoga, Tantra Yoga und Yin Yoga bringt Corina nicht nur fachliches Know-how, sondern auch Herz und Hingabe in ihre Arbeit ein. Ihre Wurzeln in der Sportwissenschaft – sie hat an der Deutschen Sporthochschule Köln studiert – spiegeln sich in einem tiefen Verständnis für anatomisch gesunde Ausrichtung und die physiologischen Wirkungen der Asanas wider. Ihre besondere Leidenschaft gilt dem Sound Healing mit Klangschalen und Gongs – ein Bereich, in dem sie ihre spirituelle Heimat gefunden hat. Verbinde dich mit Corina auf www.frequency-yoga.de und über Instagram unter @corina_frequency_yoga.