
Face Yoga: Zeig der Welt dein Strahlen!
Auf einen Blick: Was ist Face Yoga und wie wirkt es?
Face Yoga ist eine sanfte, effektive Methode, um sich mit kräftigenden, belebenden und entspannenden Übungen und Techniken liebevoll dem eigenen Gesicht zuzuwenden. Wer es regelmäßig praktiziert, wird bemerken, dass die Gesichtszüge symmetrischer, offener, ausdrucksstärker werden – und so dein inneres Strahlen auf wunderbare Weise nach außen tragen.
Meine ersten Berührungspunkte mit Face Yoga
Als ich das erste Mal mit Face Yoga in Berührung kam, war ich alles andere als überzeugt. Ich vermutete Selbstoptimierung im spirituellen Gewand und philosophierte darüber, dass es doch viel wertvoller sei, den Alterungsprozess anzunehmen, statt mit oberflächlicher Eitelkeit gegen die Zeichen der Zeit anzukämpfen. Mittlerweile finde ich meine Einschätzung von damals etwas albern. Schließlich liebe ich meine Yoga-Praxis auch deswegen, weil sie mir hilft, kraftvoll durchs Leben zu gehen, beweglich und geschmeidig zu bleiben, Haltungschäden zu vermeiden und vieles mehr. Und Face Yoga tut genau das für mein Gesicht.
Im Laufe eines Lebens ist ein Gesicht ebenso so vielen Einflüssen ausgesetzt wie der dazugehörige Körper. Warum also sollten wir nicht auch für unser Gesicht sorgen? Viele Menschen leiden im Kopf- und Nackenbereich unter Verspannungen und „Fehlhaltungen” (verspannte, asymmetrische Mimik im Alltag, etwa ein verkniffener Mund, ein verkrampfter Kiefer, zusammengezogene Augenbrauen etc.), deren Folgen wir spätestens ab 40 oder 50 nicht nur sehen, sondern vor allem fühlen. Kieferverspannungen etwa können chronische Kopf- oder Nackenschmerzen verursachen – und sich im schlimmsten Fall auf das gesamte Körpersystem auswirken. Wie du Kieferverspannungen und CMD mit Yoga lindern kannst, haben wir in diesem Artikel erklärt.
Kurz: Unsere Gesichts-, Kopf- und Nackenmuskulatur ist essentiell für unser Wohlbefinden und hat es verdient, dass wir sie trainieren, beweglich halten und entspannen. Und wenn sich das positiv auf unser Erscheinungsbild auswirkt, dann beschwert sich wahrscheinlich auch niemand, oder?
Was ist Face Yoga?
Aber von Anfang an: Face Yoga ist ein Übungskonzept zur Kräftigung, Entspannung und Straffung der Gesichtsmuskulatur durch gezielte Bewegungen, bewusste Atmung und sanfte Selbstmassage. Ähnlich wie beim klassischen Yoga geht es darum, den Körper – in diesem Fall das Gesicht – achtsam und gezielt zu trainieren, um Spannungen zu lösen, die Durchblutung zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Je nach Tradition und Lehrer:in gibt es für die Muskeln des Gesichts die verschiedensten Face-Yoga-Übungen, die auf ganz unterschiedliche Art ausgeführt werden. Der Fokus liegt oft auf den klassischen „Problemzonen” – Stirnfalten, die „Zornesfalte” zwischen den Augenbrauen, hängende Wangen, hängendes Oberlid, Augenringe und Tränensäcke, Nasolabialfalte, der Bereich um den Mund samt Marionettenfalte, Doppelkinn und Hals. Zusätzlich binden manche Lehrer:innen Face-Yoga-Übungen für das Dekolleté ein sowie für den Nacken- und Schulterbereich, weil sich Fehlhaltungen und Verspannungen in diesem Bereich negativ auf die Mimikmuskeln auswirken können.
Entwickelt wurde Face Yoga in seiner heutigen Form u. a. von Lehrenden wie Fumiko Takatsu oder Danielle Collins, die das Wissen über Gesichtsmuskulatur, traditionelle asiatische Massage-Techniken und moderne Erkenntnisse aus der Hautpflege kombiniert haben. Heute erfreut sich Face Yoga wachsender Beliebtheit als natürliche Alternative zu Botox oder Lifting.
Ein strahlendes, entspanntes Gesicht ist niemals ausschließlich auf Face Yoga zurückzuführen – sondern das Ergebnis eines erfüllten Lebens, zu dem regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung, guter Schlaf und eine tiefe, liebevolle Verbindung zu dir, deinen Mitmenschen und der Welt um dich herum gehören.
Was hat Face Yoga mit Yoga zu tun?
Auch wenn es beim Face Yoga natürlich keine klassischen Face-Asanas gibt, integriert Face Yoga Prinzipien wie
- Achtsamkeit im Umgang mit dem Körper,
- bewusste Atmung, um den Energiefluss (Prana) zu fördern,
- Körperwahrnehmung als Schlüssel zu innerem und äußerem Gleichgewicht und
- Regelmäßigkeit und Disziplin als Weg zu Veränderung.
Darüber hinaus kannst du dein Gesicht beim Face Yoga ganz neu kennenlernen. Durch meine Face-Yoga-Praxis habe ich gelernt, Muskeln in meinem Gesicht anzusteuern, von deren Existenz ich vorher nichts wusste, und – noch viel wichtiger – Muskeln zu entspannen, die vorher dauerhaft angespannt waren. Diese Steigerung der Körperbewusstheit im Sinne einer tieferen Verbindung zwischen Körper und Geist – verbunden mit der Erfahrung der Selbstwirksamkeit – ist für mich pures Yoga.
Achtung: Gesichtsübungen sind nicht gleich Face Yoga. Vor allem in den sozialen Medien werden Methoden als Face Yoga angepriesen, die Gesichtsgymnastik sind und weder Achtsamkeit noch Selbstannahme oder Entspannungselemente integrieren.
Welchen Effekt hat Face Yoga?
Das menschliche Gesicht hat um die 50 Muskeln, je nach Zählweise und individueller Anatomie. Diese Gesichtsmuskeln – auch mimische Muskulatur genannt – sind vor allem dafür zuständig, Emotionen auszudrücken, wie Lächeln, Stirnrunzeln oder Augen zusammenkneifen. Anders als die meisten Skelettmuskeln setzen sie direkt an der Haut an. Das macht feine Mimik überhaupt erst möglich.
Im Face Yoga sind besonders folgende Muskelgruppen wichtig:
- Frontalis (Stirnmuskel)
- Orbicularis oculi (Augenringmuskel)
- Zygomaticus major & minor (Lächelmuskel)
- Masseter (Kaumuskel)
- Platysma (Halsmuskel)
- Mentalis (Kinnmuskel)
Werden diese Muskeln sowie die dazugehörigen Faszien und die Gesichtshaut trainiert und belebt, passiert folgendes:
- bessere Durchblutung – der Teint wird frischer
- mehr Muskeltonus und stärkere Muskeln, wodurch das Gesicht definierter wirkt
- weniger Spannungen, vor allem in der Stirn oder um den Kiefer
- bessere Lymphzirkulation, was Schwellungen (z. B. Tränensäcke) reduziert
- ein allgemeiner Lift-Effekt, der dem Gesicht mehr Strahlen und Klarheit verleiht
Regelmäßig angewendet kann Face Yoga entsprechend helfen, das Gesicht symmetrischer und straffer wirken zu lassen, das Hautbild zu verbessern und feine Linien zu glätten und den Zeichen der Zeit auf ganzheitliche Weise entgegenzuwirken.
Wie funktioniert Face Yoga?
Diese Muskeln des Gesichts sowie die Haut und die Faszien werden beim Face Yoga mit den folgenden Techiken mobilisiert, energetisiert, angeregt, gekräftigt und entspannt:
- Muskelkräftigung: Hier werden einzelne Muskeln bzw. Muskelgruppen im Gesicht durch mehrmaliges Anspannen trainiert.
- Entspannungstechniken: Mit Tapping, streichelnden Berührungen und sanften Entspannungsmassagen sollen vor allem Verspannungen zwischen den Augenbrauen, im Kiefer, im Nacken etc. gelöst werden. Im Optimalfall sollte im Face Yoga nach jeder aktivierenden Übung, bei der Muskeln beansprucht werden, eine entspannende Übung für den Bereich – denn gerade anfangs besteht beim Face Yoga die Gefahr, dass durch inkorrekte Technik neue, zusätzliche Verspannungen entstehen. So kannst du etwa nach einer Übung für den Mund deine Lippe wie ein Pferd „ausschnauben” oder nach einer Übung für den Kiefer deinen Kiefer hin und her bewegen. Die bewusste Entspannung nach der Anspannung kann helfen, chronische Verspannungen zu lösen. Hilfreich ist es hier, den Übungen nachzuspüren und so noch mal die Bewusstheit für den Körper zu üben. Dadurch kann sich eine achtsamere Mimik im Alltag entwickeln.
- Visualisierung: Hier wird der Effekt der Übungen durch entsprechende Visualisierungen des Energieflusses o.ä. verstärkt
- Anregende Massagen: Massagetechniken wie Ausstreichen, Zupfen etc. sollen die Durchblutung und die Kollagenproduktion der Haut anregen und so das Gewebe straffen. Der Effekt ist umstritten – manche Lehrer:innen sind der Meinung, dass diese Massagen das zarte Gesichtsgewebe eher ausleihern. Absolut untersagt sind diese kraftvollen Massagen im Bereich der dünnen Haut rund um die Augen!
- Lymphdrainage: Zu den anregenden Massagen können auch Techniken zur Lymphdrainage gezählt werden. Hier wird in die Richtung des Lymphflusses (s.Bild unten) massiert, so dass aufgestaute Lymphflüssigkeit abfließen kann und das Gesicht weniger aufgequollen wirkt. Dazu wird oft ein Gua Sha (ein Stein, der ursprünglich in Asien für eine spezielle entgiftende Massage-Behandlung verwendet wurde) und ähnliches benutzt.
6 Face Yoga Übungen: Deine 12 Minuten Face-Yoga-Praxis
In diesem Video zeigt dir unsere Face-Yoga-Expertin Niki Stephanus eine herrlich entspannende 12-minütige Face-Yoga-Routine für jeden Tag mit 6 Übungen für das ganze Gesicht:
- Schulterrollen
- Mobilisierung der Kopfmuskeln
- Mobilisierung der Stirnmuskeln
- Mobilisierung der Kiefermuskulatur
- Mobilisierung der Wangenmuskeln
- Ausstreichen von Kopf und Oberkörper
Face-Yoga-Programm
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Worauf solltest du beim Face Yoga achten?
- Regelmäßigkeit ist entscheidend: Übe möglichst täglich fünf bis zehn Minuten, optimalerweise morgens und abends.
- Saubere Hände & Haut: Vor der Übung das Gesicht reinigen und eventuell etwas Gesichtsöl oder -serum auftragen.
- Kein Ziehen oder Reiben: Alle Bewegungen sollten achtsam, langsam und ohne starken Druck erfolgen.
- Bleib entspannt, atme ruhig: Achte darauf, dass alle Muskeln, die du gerade nicht aktiv anspannen sollst, entspannt bleiben (Schultern! Kiefer!) und atme ruhig und gleichmäßig weiter.
- Liebe ist immer die beste Grundhaltung: Wenn du übst, dann mache das immer mit einer Haltung der liebenden Annahme. Face Yoga ist keine Selbstoptimierungstechnik, sondern sollte vor allem ein Akt aktiver Selbstliebe sein.
- Geduld ist eine Tugend: Erste Effekte zeigen sich meist nach einigen Wochen. Face Yoga ist kein Quick Fix, sondern eine bewusste Praxis und entfaltet seine volle Wirkung erst im Laufe der Jahre.
- Alle Bereiche des Gesichts miteinbeziehen: Bei einer Face-Yoga-Sequenz sollten immer alle großen Muskelbereiche trainiert werden, damit du einen ausgeglichenen Effekt erzielst. Viele Muskelgruppen sind miteinander verbunden, sodass isolierte Übungen für einzelne Bereiche wenig Effekt haben.
Brauche ich Hilfsmittel beim Face Yoga?
Face Yoga kann komplett ohne Hilfsmittel ausgeführt werden. Wer möchte, kann folgendes ergänzend nutzen:
- Gesichtsöle – möglichst in Bio-Qualität und natürlich auf deinen Hauttyp abgestimmt – damit du beim Massieren, Zupfen etc. nicht unnötig an der Haut zerrst.
- Ein Gua Sha-Schaber oder ein Gesichts-Roller (wie der Gua Sha meist aus Stein) kann zur Unterstützung der Lymphdrainage benutzt werden. Tipp: Besonders effektiv bei Schwellungen ist der Gesichtsroller, wenn er im Kühlschrank gelagert wird und gekühlt zum Einsatz kommt.
- Besonders am Anfang ist ein Spiegel zur Kontrolle sehr sinnvoll – speziell um zu sehen, ob du in anderen Bereichen des Gesichts verspannt bist und eventuell so Falten an anderen Stelle vertiefst.
Gibt es Kontraindikationen oder Grenzen beim Face Yoga?
Face Yoga ist grundsätzlich sehr sanft und für fast alle geeignet. Dennoch sollte man vorsichtig sein bei:
- akuten Hauterkrankungen oder Entzündungen
- frischen kosmetischen Eingriffen (z. B. Botox, Filler)
- starken Spannungskopfschmerzen oder Migräne (nur in Abstimmung mit dem Arzt oder der Ärztin)
- Natürlich ist Face Yoga keine medizinische Therapie. Bei tiefen Hautveränderungen, chronischen Verspannungsbeschwerden oder ausgeprägtem Elastizitätsverlust (Tipp: Hier kann unterstützend ein Kollagen-Präparat eingenommen werden.) kann es eine eventuell sinnvolle dermatologische Behandlung nicht ersetzen, aber möglicherweise ergänzen.