
Erneuerbare Energien: Her mit dem Prana
Auf meiner üblichen kleinen Runde rund um die Museumsinsel in Berlin kam ich vor einiger Zeit an einem Wahlplakat vorbei von einer Partei, die aus unerfindlichen Gründen noch nicht in die Schlagzeilen geraten ist: „Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung“. Das Ziel ist ambitioniert: 1000 Jahre alt werden und zwar gesund.
Hhm, erstmal klingt alles recht vielversprechend, wenn man auf die Webseite der Partei nachliest:
„In der Alternsforschung hat sich in den letzten Jahren ein neuer Ansatz etabliert, der sogenannte Reparaturansatz (Englisch: Damage Repair Approach). Beim Altern entstehen u.a. durch den ganz normalen Stoffwechsel schädliche Veränderungen im Körper, die ab einer gewissen Menge zu Alterskrankheiten führen. Durch Reparatur dieser Schäden auf molekularer und zellulärer Ebene wird man in Zukunft sehr wahrscheinlich Menschen biologisch verjüngen und damit allen Alterskrankheiten vorbeugen können. Nach einer Verjüngung würden Menschen weiter altern, da weiterhin Schäden entstehen. Wendet man dann aber die Verjüngungsmedizin, die die Wissenschaftler mit der Zeit verbessern werden, in regelmäßigen Abständen immer wieder an, könnten Menschen praktisch unbegrenzt lange leben. Dabei hätten sie das Aussehen und die körperliche sowie geistige Gesundheit und Fitness eines jungen Erwachsenen. Das Altern wäre damit sozusagen heilbar.”
Bleibt eine große Frage: Warum? Warum 1000 Jahre leben? Vielleicht würde ich es sogar erwägen, wenn unser Planet dann noch lebenswert wäre und alle meine Freunde (und ein paar Feinde, damit es nicht langweilig wird) mit von der Partie wären. Aber sicher nicht in Gesellschaft von Milliardären, die trotz Überbevölkerung und Ressourcenmangel einfach nicht genug bekommen können und denken, ihnen stünde Unsterblichkeit zu.
Warum diese Überheblichkeit? Geht es nicht eine Nummer kleiner? Eine Studie, veröffentlicht im „American Journal of Clinical Nutrition“ hat sieben Verhaltensregeln formuliert, die das Leben um mehr als 20 Jahre verlängern. Nichts davon ist für uns überraschend:
- Sich bewegen.
- Sich massvoll und ausgewogen ernähren.
- Stress gut managen.
- Wenig Alkohol.
- Guter Schlaf.
- Keine abhängigmachenden Schmerzmittel
- ….und gute soziale Beziehungen
Interessant ist, dass sich die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die jedes Jahr mehr als 350.000 Todesopfer in Deutschland fordern, in mindestens 80 Prozent der Fälle verhindern oder weit ins hohe Alter schieben lassen würden, wenn, ja wenn diese Menschen sich nur bewegen und etwas vernünftiger ernähren würden.
Es geht beim Thema Bewegung wie auch Ernährung um Energie, die Kraft, die uns morgens aufstehen und hoffen lässt, dass der Tag ein guter wird. Diese Energie, oder Prana, wie wir im Yoga sagen, können wir nicht sehen, aber durchaus spüren, und, weil wir sie spüren können, auch lenken. Im Yoga tun wir das von unten nach oben, vom Beginn der Wirbelsäule bis zum Scheitelpunkt. Dabei unterstützt uns die Vorstellung von subtilen Energiewegen, auf denen diese Energie reist, oder aber, wenn wir uns schlapp und mutlos fühlen, eben nicht, weil diese Energie nicht freigesetzt werden kann.
Die viel zitierte Verkehrswende, um Energie bestmöglich einzusetzen und nicht zu verschwenden, funktioniert in unserer yogischen Vorstellung so, dass wir die Energie entlang bestimmter Verkehrsknotenpunkte (um im Bild zu bleiben) wieder in Bewegung bringen. Diese Knotenpunkte nennen wir Räder oder Chakren. Sie sind auf keiner Röntgenaufnahme zu sehen, aber dass wir uns entschieden anders fühlen nach einer Chakren-Yogastunde als vorher, belegt, dass da was dran sein muss...
Yogalehrerin Nicole Bongartz beschreibt es so:
„Die Chakren sind Teil des feinstofflichen Körpers. Das Wort Chakra hat, wie die meisten Sanskritbegriffe, viele mögliche Bedeutungen. Allgemein kann es mit Rad übersetzt werden, aber auch als Kreislauf oder sich windender Fluss. Ein Rad bewegt sich vorwärts, es ist in Bewegung. Dies verdeutlicht das Prinzip des ständigen Wandels, dem auch unser Körper unterliegt. Erst in dem Moment, in dem wir das letzte Mal ausatmen, schwindet alle Lebensenergie aus dem Körper und Prana hört auf zu fließen.“
Wenn wir uns jetzt noch vorstellen (erinnert euch an den letzten der sieben Faktoren der Studie), dass wir unsere Räder gemeinsam in Bewegung bringen, unsere Energie gemeinsam fließen lassen, dann werden wir vielleicht wirklich uralt. Vor allem aber wird die Reise schön.