10 Fragen an Tina Scheid

Von Kristin Rübesamen

Unsere Breathwork-Expertin Tina Scheid unterrichtet einfach, klar - ganz ohne jedes Getue. In ihren Yogastunden bleiben keine Fragen offen. Doch wir möchten Tina natürlich näher kennenlernen. Deshalb haben wir ihr trotzdem ein paar Fragen gestellt und dabei ein paar Geheimnisse entlockt. 

1. Auf einer Skala zwischen 1 und 10: Wie glücklich bist du jetzt gerade?

Die Frage, wie es mir gerade geht, beantworte ich oft mit „Danke, gut.“. Das ist einfach. Die eigentliche Frage, die für mich dahinter steckt, ist: Was bedeutet Glück eigentlich aktuell für mich? Momentan würde ich sagen, dass mein Glück von den drei Aspekten Gesundheit, Klarheit und Bewegung abhängt. Und da ich mich gerade jetzt körperlich, mental und emotional gesund fühle, klare Gedanken und Gefühle in mir verspüre, in Bewegung bin und kein Stillstand stattfindet, ist meine Antwort: 8. Mit einem gleichzeitig klaren Bewusstsein für die Existenz aller anderen Ziffern auf dieser Skala. 

2. Wie war dein erster Kontakt mit Yoga?

Meine damalige Arbeitskollegin Steffi hat mich 2009 zum Yoga mitgenommen. Nach 90 Minuten habe ich mich so wunderbar wie noch nie zuvor gefühlt – irgendwie otherwordly, wie nicht von dieser Welt… Mein Yogalehrer von damals ist noch heute ein wegweisender Freund und bedeutsamer Mensch in meinem Leben.

3. Wie ehrgeizig bist du? Leidest du unter den Ansprüchen, die du dir selbst stellst?

Ehrgeizig? Hmmmmm, weiß ich nicht. Ich denke ich bin eher phasenweise eifrig – und das sehr selten. Von Leiden kann in diesem Zusammenhang definitiv nicht gesprochen werden…

4. Warum hast du dich entschieden, Yoga auch zu unterrichten? Was ist das Besondere an deinem Unterricht?

Programmbanner BreathworkAls ich 2012 nach Hamburg gezogen bin, habe ich sehr regelmäßig bei Eric Bennewitz Yoga geübt. Irgendwann nach einer Yogaklasse hat er gefragt, ob ich Interesse an einer Yogalehrer:innenausbildung habe und mich zu einem Info-Abend eingeladen. Dort habe ich eine inzwischen langjährige Freundin, Danny, aus meiner Nachbarschaft hier auf St. Pauli getroffen. Ein paar Wochen später auf dem Nachhauseweg vom Yoga hat sie mir erzählt, dass sie sich für die Ausbildung angemeldet hat. Das hab ich dann einfach auch gemacht. Kurz: Dank Eric und Danny unterrichte ich heute Yoga.
Mein Unterricht ist meist kraftvoll und dynamisch, mit ausreichend Raum für Atemübungen, Stille und Meditation.

5. Welchen irdischen Besitz schätzt du am meisten?

Meine Tagebücher. Und meine Mitschriften aus verschiedenen Yogaausbildungen und -workshops.

6. Was bedeutet das erste Sutra aus Patanjalis Yogasutra, atha yoga-anushasanam, für dich?

Tatsächlich sind es die ersten drei Yogasutren, die mir in Kombination sehr viel bedeuten, da sie mich im Alltag immer wieder an die klare Intension meiner Yogapraxis erinnern. Dass „jetzt Yoga ist“ (atha yoganushasanam), ich also jetzt eine Praxis übe, die „die Verwirrungen meines Geistes beruhigen kann“ (yogas citta vritti nirodhah), um in diesem stillen Zustand „meinem Selbst zu ermöglichen, seine wahre Natur zu erkennen“ (tada drastuh svarupe vasthanam). Vor allem erinnern mich diese drei Sutren daran, immer weiter zu üben, bis dieser Zustand und diese Erkenntnis vielleicht irgendwann wirklich eintreten…

7. Was hat Yoga mit Liebe zu tun – und warum sind Beziehungen manchmal so schwierig?

Oha. Als Antwort zitiere ich einen Satz, den ich von meinem Ayurveda-Arzt und Freund Michael Rohrschneider während meiner Panchakarma-Kur im Jahr 2017 gehört und notiert habe: „…und zuletzt entscheidet, wie rückhaltlos du dein Leben geführt hast, wie ehrlich du geliebt hast und wie sehr du gelernt hast, loszulassen.“ Im Jahr 2020 habe ich diesen Satz verstanden. Und ich werde ihn nie vergessen. Danke, Michael, für alles!

8. Wann bist du zuletzt vom Yogaweg abgekommen?

Das passiert immer wieder, wenn sich Ignoranz in mein Leben und in meinen Alltag einschleicht. Wenn ich also gewollt unwissend bin, wenn ich die Geschehnisse meiner Umwelt und meine Intuition ausblende, wenn ich nicht bereit bin, offen und mutig auf andere Menschen einzugehen. Wenn ich Dinge absichtlich übersehe und nicht beachte. In diesen ignoranten Momenten komme ich vom Yogaweg ab. Seit 2019 höre ich fast täglich den Podcast „Wisdom of the Sages“ meiner beiden Lehrer Raghunath und Kausthuba, die mich glücklicherweise immer wieder zurück auf den Yogaweg bringen.

9. Welche Tugend würdest du am liebsten besitzen?

Mäßigung im Alltag wäre toll. Also das richtige Maß an Schlaf, Erholung, Essen, Handeln – eben nicht zu viel und nicht zu wenig. Und das regelmäßig, routiniert. Diese Tugend bewundere und schätze ich sehr an meinen Mitmenschen und würde sie gerne auch selbst besitzen.

10. Was kann Yoga – und was kann Yoga nicht?

Yoga kann dabei helfen, den Körper zu spüren, die Gedanken zu beruhigen und einen Zugang zu unseren Emotionen zu finden. Yoga kann keine Schulmedizin ersetzen.

10,5. Und jetzt noch ein paar kurze Entweder-Oder-Fragen: 

Selbstgemachte Batik-Leggings aus Bio-Baumwolle oder ein Outfit von Lululemon? 

Lululemon.

Wandern in Bayern oder Yoga Retreat auf Koh Phangan?

Wandern.

Veganer Erbsenprotein-Burger oder Hühnerfrikassee mit Fleisch von der Bio-Bäuerin im nächsten Ort?

Burger.

Sommer oder Winter?

Winter.

Kaffee oder Tee?

Kaffee.

Lustiger Abend mit Freund:innen oder meditieren vorm Heim-Altar?

Lustiger Abend!

Kristin Rübesamen
Kristin Rübesamen

Kristin Rübesamen ist zertifizierte Jivamukti- und Om-Yoga-Lehrerin. Sie hat über ein Jahrzehnt in New York und London gelebt und ihre Ausbildungen noch bei Sharon Gannon und David Life (Jivamukti) und Cyndi Lee (Om Yoga) persönlich gemacht. Als Yoga-Aktivistin, Chefredakteurin von YogaEasy und Yogalehrerin unterrichtet sie seit fast 20 Jahren einen sehr konzentrierten, gleichwohl herausfordernden Stil. Sie ist Autorin von „Alle sind erleuchtet” und „Das Yoga-ABC” .