Symbolik im Yoga
Marco Calogero Hassler

Symbolik im Yoga – Asanas sind mehr als nur Form

Von Anna Trökes

Was sind Symbole?

Symbole sind Sinnbilder, die ein äußeres Bild mit dem innen liegenden Sinngehalt zusammenfügen. Dadurch kommt nicht nur das durch die analytische Wahrnehmung entstandene Bild zur Wirkung, sondern auch die psychologische, emotionale Bedeutung des Symbols. Das Wesentliche eines Symbols ist, wie wir es wahrnehmen, wie es uns ergreift und uns berührt.

Wir sehen einen Berg. Ausgerichtet auf den symbolischen Gehalt sehen wir ihn nicht nur, sondern nehmen ihn in seinem Wesen wahr – und deshalb ergreift uns seine Erscheinung. Ein bestimmter Berg, etwa der heilige tibetische Berg Kailash, kann so zu einem Symbol werden. Entscheidend ist das Ergriffensein. Wir als Betrachter oder Betrachterin können – wenn wir den Kailash zum Beispiel symbolisch als den Wohnsitz Shivas ansehen – tief von der Betrachtung oder auch nur dem Abbild dieses Berges berührt werden.

In seiner Komplexität berührt uns ein Symbol zunächst in der intuitiven Wahrnehmung, dann im Bewusstwerden und schließlich in einem inneren Berührtsein. Um ein Symbol in seiner Komplexität zu erfassen, muss dieser Prozess durch Erfahrung erweitert werden, denn nur so kann die emotionale, die körperliche als auch die spirituelle Ebene verstanden und erlebt werden, um den „Sinn-Gehalt“ in seiner Ganzheit zu durchdringen. Folglich ist es vor allem die Intuition, die uns zum Schlüssel der Erfahrung eines Symbols wird. Obwohl es oft schwer zu erklären ist, woher eine Intuition kommt, entsteht in uns dennoch ein klares Gefühl, das etwas in uns eröffnet.

Die Kraft eines Symbols ist nicht darstellbar: „Sie liegt im schöpferischen Grund des Unbewussten als gerichtete und vorgeformte Energie und Bildkraft verborgen. Schweigen ist die eigentliche Zone des Symbols.“  (Wolff-Windegg)

Symbole weisen auf Ursprünge zurück. Sie müssen allgemein verständlich sein. Symbole, die bei allen Menschen gleiche Empfindungen auslösen, nennt man Archetypen.

Beispiele sind:

  • Sonne – wird verbunden mit Wärme, dem Tag und der Dynamik des Wachsens
  • Mond – wird als polare Gegenkraft verbunden mit Kühle, der Nacht und der Ruhe

In den Archetypen ist die psychologische Bedeutung besonders dicht zusammengefasst.

„Archetypen sind im tief unbewussten Teil der menschlichen Psyche ursprüngliche Verhaltensmuster...
Wenn sie durch die psychische Energie aktiviert werden und in den Bereich des Bewusstseins eindringen,
dann erscheinen sie dort als Bilder oder Vorstellungen und geistige Inhalte“

Carl Gustav Jung, Psychologe und Begründer des Archetypen-Konzepts

Symbole und besonders Archetypen bewahren über Jahrtausende ihre Bedeutung. Sie waren wahr, sind es heute und werden es in Zukunft sein. Ihre Struktur bleibt bestehen, solange die Menschen waren und sind. Die Symbole bleiben in ihrer Gültigkeit bestehen.


Yoga-Fortbildung: Symbolik der Asanas – mit Anna Trökes


Symbole des Yoga

Die Symbole des Tantra und des Yoga sind häufig Sinnbilder der überall im Leben erfahrbaren polaren Kräfte (der Polaritäten). Sie sind „manifest erprobte Polaritätssymbole, die als geistige Werkzeuge und Mittel kollektiver Erfahrung in der spirituellen Praxis als Symbol systematisiert und bewusst verwendet werden.“ 

Beispiele sind:

  • Ha – Tha
  • Sonne – Mond
  • Pingala nadi – Ida nadi
  • Shiva – Shakti
  • männlich – weiblich
  • aktiv – passiv
  • rechts – links
  • tamas – rajas

Diese Polaritäten gründen immer in der Einheit oder Non-Dualität Shiva⬄Shakti. 

Wie brauchen die Polaritätssymbole jedoch, um die polaren Phänomene unseres alltäglichen Lebens beschreiben zu können. 
In der Erfahrung der eigenen „Polung” (= Neigung zu einer bestimmten Polarität) erhalten wir Hinweise, was in uns des Ausgleichs bedarf, um uns dem sattvischen Zustand in der Mitte zwischen den Polen anzunähern.

Jede Polarität steht damit auch symbolisch für eine Disposition unseres Nervensystems: 

  • Ein ständiges hitziges in der „Sonne-Sein“ (= aktiv sein) braucht die Kühle und Stille des Mondes. 
  • Ein innerer Drang nach Trägheit (= Mondhaft sein) braucht die Hitze und die Aktivität der Sonne für den vegetativen Ausgleich.

Über die Vermittlung der symbolischen Bilder wird es leichter, die eigenen vegetativen Dysbalancen zu verstehen und auszugleichen.
Die Symbole der Asanas laden uns ein, eine emotionale – und damit authentische – Erfahrung beim Ausüben dieser Körperhaltungen zu machen.

Hier einige Beispiele:

  • der Berg lädt uns ein, die Unerschütterlichkeit und Ruhe in uns zu finden
  • der Baum lädt uns ein, uns tief in uns und unserem Leben zu verwurzeln, um dann wachsen, erblühen und Früchte tragen zu können
  • der Lotus lädt uns ein, zu verstehen, dass wir den Schlamm brauchen, um zum Licht streben zu können (= Akzeptanz unserer Schattenseiten)
  • die Schlange (Variante der Kobra mit nach hinten gestreckten, verbundenen Händen) lädt uns ein zu erfahren, wie die Erde uns unterstützt, uns aus eigener Kraft aufzurichten und und zu erkennen, dass es von Zeit zu Zeit notwendig ist, sich zu häuten
  • die Schildkröte lädt uns ein, die Sicherheit des Rückzugs in unser Inneres und die damit verbundene Stabilität zu erfahren
  • der Adler (Garuda) lädt uns ein, uns über die Dinge zu erheben und den Überblick zu bewahren
  • Krähe oder Hahn laden uns ein, zu erfahren, dass wir kraftvoll auf unseren Händen stehen können
  • der Held lädt uns ein, in unserem „zu-uns-Stehen” innere Ruhe und Gelassenheit zu erfahren
  • die Kriegerhaltungen laden uns ein, Entschlossenheit, Kraft und Ruhe zu erfahren
  • Matsyendrasana, der „Herr der Fische”, lädt uns ein, uns bewusst und achtsam jeder der beiden Polaritäten zuzuwenden
  • Marichyasana ermutigt uns, dass wir mit stetem Üben auch schwierige Herausforderungen (das „Binden” der Hände im Rücken) meistern können
  • Hanumanasana lädt uns ein, im Loslassen in einem tiefen Spagat Hingabe (und Bhakti) zu erfahren
  • Natarajasana lädt uns ein, die tiefe Stille zu erfahren, die immer unter all der Dynamik des Lebens zu finden ist
  • Shavasana lädt uns ein, Frieden mit der Tatsache unserer Vergänglichkeit zu machen.

Das so entstandenen Wissen lässt uns die Asanas anders erfahren – tiefer und in ihrem eigentlichen Sinngehalt.


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In diesem Kurs erwarten dich eine Einführung in die Welt des Hatha Yoga sowie die Definition von Symbolen und Archetypen und der Bedeutung der Symbolik im Yoga. Außerdem lernst du den sinnhaften, symbolischen Hintergrund ausgewählter Asanas. Das Erlernte macht Anna in vier praktischn Übungssequenzen für dich erlebbar.

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Anna Trökes
Anna Trökes

Anna Trökes zählt zu den profiliertesten Yogalehrerinnen und -Autorinnen im deutschsprachigen Raum. Sie unterrichtet seit 1974 und hat in Berlin-Charlottenburg die erfolgreiche Prana-Yogaschule. In den vergangenen zehn Jahren hat sie 30 Bücher, CDs und eine DVD zum Thema Yoga veröffentlicht. Bei YogaEasy ist Anna Trökes Autorin und Yoga-Programmdirektorin und sorgt für die hohe Lehrqualität unserer Videos.

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