So kommst du zurück zu deiner Yoga-Routine

Von Katharina Goßmann und Dr. Patrick Broome

Es ist egal, wer oder was deine Yoga-Pause verursacht hat – der Umzug, das Baby oder eine Verletzung. Hauptsache ist, dass du jetzt bereit bist, wieder regelmäßig auf deine Yoga-Matte zu treten und dir Gutes zu tun! Zusammen mit dem Münchner Yogalehrer Dr. Patrick Broome haben wir ein paar Tipps gesammelt, die dir beim Wiedereinstieg in eine regelmäßige Yoga-Praxis helfen können – und dich über kleine Wiedereinstiegs-Hürden elegant hinwegfließen lassen.

1. Yoga ist wie Fahrradfahren

Die gute Nachricht zuerst: Wenn du früher eine regelmäßige Yoga-Praxis hattest, stehen die Chancen gut, dass du ohne größere Probleme an alte Zeiten anknüpfen kannst. Patrick Broome kann das bestätigen. „Da ich Yoga schon so lange mache, habe ich nach vier, fünf Atemzügen das Gefühl, ich bin wieder da, wo ich aufgehört habe.” erzählt er Kristin Rübesamen im Podcast-Interview. 

Auch wenn du dich nicht mehr erinnerst – dein Körper hat mit großer Sicherheit immer noch deine Standard-Flows gespeichert. Und freut sich wahrscheinlich, dass er wieder mal durch seine Lieblings-Asanas fließen kann. Möglicherweise wirst du in deiner ersten Yoga-Stunde sogar überrascht sein, wie vertraut die Haltungen sind, wie beweglich du noch bist, wie viel Kraft in dir schlummert – und ein richtiges Yoga-Wiedereinsteiger-High erleben. 


In dieser Episode des YogaEasy-Podcasts „Besser Leben mit Yoga“ spricht Kristin mit Dr. Patrick Broome darüber, wie du zurück zu deiner Yoga-Routine und in die Verbindung kommst. Höre sie dir gleich hier, auf Spofity oder Apple Podcasts an!

2. Überfordere dich nicht

Dieses herrliche Gefühl des Wiedererkennens, des Nach-Hause-Kommens kann allerdings dazu führen, dass du dich übernimmst. Deshalb ist es in den ersten paar Stunden nach der Yoga-Pause wichtig, achtsam zu üben und die Signale deines Körpers gut zu beobachten. Patrick Broome rät: „Push dich nicht über deine natürlichen Grenzen! Es geht nicht darum, etwas durchzuziehen.” Tatsache: Niemandem ist geholfen, wenn der Muskelkater nach deiner ersten Yoga-Stunde so schlimm ist, dass du erst mal wieder eine Woche aussetzen musst.

Um zu kontrollieren, dass du dich nicht überforderst, kannst du deinen Atem nutzen. Am besten funktioniert das mit Hilfe der Ujjayi-Atmung, sagt Patrick: „Nimm den Atem als Gradmesser deiner Praxis: Wenn du außer Atem gerätst, überforderst du dich. Wenn das passiert, dann mach dir deine Praxis angenehmer und bequemer und beruhige den Atem wieder.” Er gibt zu bedenken: „Das Zentrum der Yoga-Praxis ist der Atem – nicht die körperlichen Übungen.”


Yoga-Programm: Zurück zu deiner Yoga-Routine in 7 Tagen mit Dr. Patrick Broome


3. Sei offen für Neues

Dein Wiedereinstieg ins Yoga ist auch eine Chance: Eine Chance, in dich zu gehen und herauszufinden, was du aktuell von deiner Yoga-Praxis brauchst. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich während deiner Pause etwas geändert hat – in dir oder an deinem Körper. Vielleicht hat eine Verletzung Spuren hinterlassen, vielleicht ist dir Fitness weniger wichtig oder wichtiger als vorher, vielleicht kannst du deine Bedürfnisse jetzt besser spüren oder hast andere Prioritäten, was Körper und Seele angeht. Du musst also nicht unbedingt so weiterüben, wie du es früher getan hast. Lausche in dich hinein und frage dich: Ist mein alter Yogastil, die Yogalehrerin von früher, meine damalige Art zu üben noch das, was ich gerade brauche? 

Es kann sogar sein, dass du damals mit dem Yoga aufgehört hast, weil du in deiner damaligen Praxis nicht mehr das gefunden hast, was du dir gewünscht hast. Es lohnt sich also, mal was anderes auszuprobieren. Einzelne Asanas länger zu halten, statt wie früher durch einen Vinyasa Flow zu hetzen, Meditation und Pranayama in den Fokus zu rücken, statt der Asanas, auch mal zu Hause die Matte auszurollen und nicht nur im Studio zu üben, entspannendes Yin Yoga auszuprobieren, statt kraftvolles Jivamukti Yoga… 

Yoga Routine

4. Mit Babyschritten zum nachhaltigen Erfolg

Wenn du nach einer langen Pause wieder mit Yoga beginnst, handelst du wahrscheinlich aus einer konkreten Motivation heraus, im schlimmsten Fall aus Leidensdruck: Du willst endlich wieder in Verbindung kommen mit deinem Körper, dich so fit und gesund, so entspannt und voller Energie fühlen wie früher. Das ist toll, weil dieser Motivationsschub dich dazu bringt, die ersten Schritte zur Etablierung einer regelmäßigen Yoga-Praxis kraftvoll und bestimmt zu gehen. 

Es kann aber auch sein, dass dich der unbedingte Wunsch, wieder Yoga zu üben, dazu bringt, dir ein viel zu ambitioniertes Programm aufzuhalsen. Patrick Broome sagt dazu: ”Fang in kleinen Schritten an! Denk nicht: Ab morgen mache ich täglich stundenlang Yoga und davor gehe ich noch joggen und esse nur noch Salat. Das wird nicht funktionieren. Übe lieber jeden Tag ein paar Minuten Yoga, und das ist dann so schön, dass du am nächsten Tag ein paar Minuten mehr übst, und das ist dann noch schöner…” 

Wie immer gilt: Am sinnvollsten ist es regelmäßig und mäßig zu üben. Übe lieber täglich zu Hause einige Sonnengrüße, vielleicht mit ein paar Variationen, oder eine kleine Übungsabfolge, die dir Freude bereitet, als ein Mal pro Woche zum 180-Minuten-Power-Flow-Workshop zu gehen.

Es kann auch sinnvoll sein, sich erst mal auf eine bestimmte Yoga-Sequenz zu beschränken. „Ich mag das, immer wieder zur selben Praxis zurückzukehren. Das ist einfach schön, mal eine Zeit lang das Gleiche machen zu können. Wiederholung kann sehr effektiv sein.” erzählt Patrick. Wenn du zum Beispiel täglich mit deinem Lieblings-Video übst, kommst du nicht in Stress, baust langsam Kraft auf, wirst nachhaltig beweglicher. Und wenn du dann zu deiner Yoga-Routine zurückgefunden hast, kannst du ja wieder experimentierfreudiger werden.


Video-Tipp: Diese kurze Yoga-Sequenz „Deine minimale tägliche Praxis” für die Mittelstufe und Fortgeschrittene von Dr. Patrick Broome eignet sich perfekt für die regelmäßige Praxis:

 


5. Vergiss nicht: Es geht um dich – und dein Wohlgefühl

Zu oft laufen wir fixen Ideen nach, was und wie wir sein müssen: Sportlich, schlank, beweglich, entspannt, was auch immer. Zu oft enden diese fixen Ideen nicht in mehr Freude an der Bewegung oder einer achtsameren, wohltuenderen Ernährung, sondern in Erschöpfung. Weil wir uns überfordern, uns abwerten, weil wir nicht so gut vorankommen, wie wir uns das vorgenommen hatten. Ja, nicht selten flüchten wir am Ende vor diesen überhöhten Erwartungen, indem wir überhaupt nicht mehr Yoga üben. 

Deshalb ist der wohl wichtigste Tipp für deinen Wiedereinstieg ins Yoga: Übe Yoga so, wie es dir wirklich Freude macht und guttut. Patrick: „Das Maß deiner Praxis ist nicht deine körperliche Beweglichkeit oder ähnliches – sondern das Wohlgefühl, das entstanden ist durch die Praxis.”

Also hör auf, dich zu vergleichen und fange an, das zu tun, was du gerade brauchst. Nutze Yoga so, wie es für dich am schönsten ist. Das muss niemand anderen beeindrucken oder gefallen, nicht cool aussehen oder in einer drastischen Verbesserung deiner Figur resultieren. Es muss einfach nur wohltuend sein. 

Wir wünschen dir viel Spaß dabei!

Katharina Goßmann
Katharina Goßmann

Katharina ist Mutter, Yogalehrerin und Psychologin. Bei YogaEasy ist sie das Herz der Redaktion und schreibt über Yoga, wahres Glück und Heilung. Ihre Artikel werden unter anderem im „Yoga Journal” und in der „Happy Way” veröffentlicht.

Dr. Patrick Broome
Dr. Patrick Broome

Dr. Patrick Broome gehört zu den Pionieren des modernen Yoga in Deutschland. Er unterrichtet seit über 20 Jahren Yoga und ist seit 2005 Yogalehrer der deutschen Fußballnationalmannschaft. In München hat er mehrere Yogastudios und ist national und international in der Yogalehrerausbildung tätig. Er ist Autor von „Yoga für den Mann”, „Yoga für alle”, „Mit Yoga leben”, „Spirituelle Krieger” und „Yoga für dich”.