
Wie Yoga deine Intuition stärkt
Ich wusste, dass es der richtige Schritt war. Alles in mir sagte ja. Mein Bauch und Herz waren sich einig. Doch dann schaltete sich der Verstand mit logischen Gegenargumenten ein. Beklemmende Angst und Verwirrung schlichen sich ein. Hin- und hergerissen begann ich Pro- und Contra-Listen zu schreiben. Die ich dann doch wieder verwarf. Denn eigentlich wusste ich ja, was ich wollte.
Als ich mich einmal entschied, meiner Intuition zu vertrauen, war die Angst weg. Ich löste mein Leben in Deutschland auf und zog nach Thailand.
„Alles, was wirklich zählt, ist Intuition.
Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
der rationale Geist ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“
Albert Einstein
Die innere Stimme und Yoga
Seit dieser großen, intuitiven Entscheidung höre ich immer öfter auf meine innere Stimme. Welche Kunden ich annehme, was ich esse, wen ich wann treffen möchte oder ob ich während einer globalen Pandemie in Thailand bleibe – ich folge dem ersten Gefühl, diesem mysteriösen Wissen, das einfach da war, bevor sich der Verstand einschaltet. Es wird auch Bauchgefühl, innere Stimme oder siebter Sinn genannt. Diese Entscheidungen führen mich immer auf wunderbare Wege, die sich richtig anfühlen und ungeahnte Möglichkeiten in meinem Leben eröffnen.
Bei diesem Entscheidungsprozess unterstützen mich schon seit über 20 Jahren Yoga und Meditation. Denn wenn wir uns selbst und unsere innere Weisheit hören und spüren wollen, müssen wir uns erst mal kennenlernen. Als Ganzheit mit individuellen, sich immer wandelnden Facetten. Stille und achtsame Bewegung im Yoga halfen mir, mich wirklich und jenseits von Gedanken und Mustern wahrzunehmen.
Intuition in einer verkopften Gesellschaft
Laut Duden ist Intuition „das unmittelbare, nicht diskursive, nicht auf Reflexion beruhende Erkennen, Erfassen eines Sachverhalts oder eines komplizierten Vorgangs.“ Das Wort „Intuition“ leitet sich aus dem Lateinischen „intuere“ ab. Es bedeutet „ansehen“ oder „betrachten“.
Wenn wir intuitiv handeln, denken wir also nicht darüber nach, sondern wir wissen durch „betrachten“, was zu tun ist. Seit der Epoche der Aufklärung im 18. Jahrhundert, die rationales Denken und wissenschaftliche Erkenntnisse in den Fokus stellte, und Descartes' berühmter These „Ich denke, also bin ich“, rückte der Verstand immer mehr in den Mittelpunkt. In unserer kopfgesteuerten Gesellschaft fällt es uns daher schwer, auf unser intuitives Wissen zuzugreifen – oder sogar zu wagen, unsere Entscheidungen darauf zu basieren. Zudem machen es die heutige Vielfalt an Möglichkeiten und die mediale Dauerbeschallung zunehmend schwieriger, überhaupt noch zu spüren, was „richtig“ ist.
Dabei stellt sich die Frage, was Intuition überhaupt ist – esoterischer Hokuspokus, die Stimme Gottes oder ein wissenschaftlich erklärbares Phänomen? Was unterscheidet Kopf- und Bauchmenschen und wie kann ich mit Yoga und Meditation mein Bauchgefühl stärken?
Wie Yoga und Meditation dich mit deiner Intuition verbinden
Paramahansa Yogananda schrieb in seinem bekannten Buch „Autobiografie eines Yogi“, Yoga sei die Brücke zwischen Seele und Ego. Durch Yoga können wir uns mit unserem Innen verbinden und lernen, uns selbst zu verstehen. Wir durchdringen die Ebenen des Verstandes und der Identifikation mit dem Außen. Besonders die Meditation ermöglicht uns eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Gefühle und Gedanken. Ohne in die Bewertung zu gehen, beobachten wir das Zirkulieren der Innenwelt. Wir sehen, was da ist. In dieser Rolle des Beobachters dürfen wir erkennen, dass wir nicht eins sind mit den mentalen Konstrukten. Es gibt einen Raum zwischen den Gedanken – der so viel mehr Wissen in sich trägt als unsere Gedanken.
Bevor wir uns selbst nicht kennen, ist es schwierig, diese Weisheit der Intuition wahrzunehmen. Was wir von uns wissen, sind oft Konzepte, projizierte Ängste und gelernte Muster. Yoga und Meditation schulen die feine Wahrnehmung der Vorgänge in unserem Körper und unsere Achtsamkeit für die Bewegungen des Geistes. Wir kreieren einen Raum für Stille, den wir brauchen, um wirklich hören zu können. Durch das Beobachten nähern wir uns immer mehr dem „Selbst“ an, das sich jenseits des Verstandes findet.
Wie oft liegen wir nachts im Bett und grübeln im endlosen Gedankenkarussell über Optionen von A bis Z nach? Was wäre wenn? Was erwarten die anderen? Was würde ich verpassen? Je mehr du dich selbst kennst, desto besser wirst du lernen, zwischen Ego und Seele, Kopf und Herz oder Verstand und Intuition zu unterscheiden. Und du wirst die Sprache deiner Intuition besser verstehen. Fühlst du deine Wahrheit im Herz, Bauch oder in Form einer Gänsehaut, eines Kribbelns? Als Gefühl von Leichtigkeit, die deinen Körper durchströmt? Mit der Zeit wirst du die Signale immer deutlicher wahrnehmen. Je mehr du ihnen vertraust, desto klarer wirst du erkennen, was zu tun ist. Eine Fähigkeit, die gerade in unserem turbulenten modernen Alltag voller Möglichkeiten überlebenswichtig ist.
Mit diesen Methoden stärkst du deine Intuition
Grundsätzlich kannst du durch jede „vollwertige” Yoga-Praxis – die nicht nur Asana umfasst, sondern auch Meditation, Atemübungen, Entspannungselemente und Achtsamkeit – den Zugang zu deiner Intuition verbessern. Es sind aber besonders ruhigere Yoga-Stile wie Yin Yoga und Restorative Yoga, die deinem Geist den Raum geben, zur Ruhe zu kommen und nicht nur deine inneren Bewegungen, sondern deinen Körper besser wahrzunehmen. Ebenso wertvoll sind alle anderen Elemente des Yoga, die dich dabei unterstützen, innerlich ruhig und klar zu werden, wie Entspannungsübungen und Yoga Nidra. Von unschätzbarem Wert ist zudem eine regelmäßige Meditationspraxis, die dir hilft, deine gedanklichen und emotionalen Muster zu analysieren, zu erkennen und zu kontrollieren.
Diese wunderbare Yoga Nidra Praxis von Ranja Weis hilft dir zur Ruhe und damit zu dir zu kommen:
„Intuition ist fühlendes Denken“
Yin Yoga Lehrer René Hug
In seinem Buch „Yin & Yang Yogatherapie: Lebe & Entscheide mit deiner Intuition” beschreibt Yin Yogalehrer René Hug, wie unerlässlich es ist, die intuitive Sprache des Körpers verstehen zu können. Denn allzu oft wird sie von Stress und Angst blockiert. Eine regelmäßige Yin Yoga Praxis, Meditation und auch Mudras helfen dabei, den Körper intensiver und präziser wahrzunehmen und das Bewusstsein für die manchmal subtilen Signale des Körpers zu verstehen und ihnen zu vertrauen.
Exkurs: Wie du in 10 Schritten dein Bauchhirn aktivierst
Monika A. Pohl vertritt in ihrem Buch „30 Minuten Intuition” die These, dass sich die innere Stimme mit praktischen Übungen effektiv aktivieren und dann sehr gut im Alltag einsetzen lässt. Probier es einfach selbst mal aus!
- Setze oder lege dich entspannt hin und schließe deine Augen.
- Lege deine Hände sanft auf dein Bauchchakra, etwa zwei Fingerbreit oberhalb deines Bauchnabels.
- Atme tief in deinen Bauch hinein und stelle dir vor, wie du das Bauchhirn mit frischer Energie versorgst.
- Nach einer Weile visualisiere ein warmes Sonnengelb unter deinen Händen, das sich wie eine Sonne um deinen Bauchnabel ausbreitet.
- Tauche in die Farbe und das Bild so tief wie möglich ein und nimm die Haltung eines Beobachters ein.
- Lausche neugierig auf alle Impulse, die auftauchen – ohne zu werten und etwas erzwingen zu wollen.
- Bleibe entspannt und mit deinem Atem in Kontakt.
- Entscheide selbst, wann du diesen Zustand wieder verlassen möchtest und lasse das Bild vor deinem inneren Auge zunehmend verschwinden.
- Löse deine Hände vom Bauch, atme tief durch die Nase ein und herzhaft durch den Mund wieder aus.
- Öffne deine Augen und richte deine Aufmerksamkeit wieder nach außen, ohne die Verbindung zu deinem Bauchchakra aufzugeben.
Intuitives Yoga
Neben den verschiedenen Praktiken im Yoga, die deine Intuition stärken, gibt es auch das sogenannte „Intuitive Yoga”. Damit ist gemeint, dass du die Yoga-Praxis an sich intuitiv ausführst, statt immer den Anweisungen zu folgen.
Ich schätze es sehr, wenn Yogalehrende klar signalisieren, dass ich nicht das tun muss, was sie vorgeben, wenn mein Körper nach etwas anderem verlangt. Je erfahrener ich im Yoga werde, desto intuitiver und selbstbewusster lerne ich zu praktizieren. Früher war es mir oft unangenehm, etwas anderes zu tun, als vorgegeben wurde. Mittlerweile weiß ich, wie wertvoll es ist, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sich nach ihnen zu richten. Erst vor einigen Wochen im Vipassana Retreat wollte mein Körper ganz und gar nicht die Bewegungen ausführen, die der Lehrer vormachte. So sah meine Yoga-Praxis an jedem Morgen ganz anders aus als die des Lehrers.
Für intuitives Yoga musst du dich vom Leistungsgedanken und Perfektionismus verabschieden. Denn jeder Körper ist individuell und hat jeden Tag andere Bedürfnisse und Kapazitäten. Spüre in dich hinein, was dein Körper gerade wirklich in dieser Asana braucht. Wo liegen die Grenzen deiner Bewegung? Möchtest du länger in der Haltung bleiben? Weniger intensiv praktizieren? Ein extra Chaturanga einlegen? Welche Gegenbewegung brauchst du? Möchtest du lieber einen Twist machen, statt in die Vorbeuge zu gehen? Solange du mit Achtsamkeit praktizierst, gibt es kein richtig oder falsch. Gib dir in jedem Moment, was du brauchst. Beobachte dich dabei, was die einzelnen Asanas in deinem Körper auslösen. Kommen Emotionen oder Erinnerungen hoch? Verändert sich deine Atmung? Durch intuitives Yoga wird deine gesamte Praxis lebendiger. Jede Bewegung und jedes Innehalten werden zum authentischen Ausdruck deiner Bedürfnisse und deines Selbst.
Der Sitz der Intuition in der spirituellen Tradition
Die meisten spirituellen Traditionen verorten die Intuition im Bauch oder Kopf. Es gibt vielfältige Atem-, Körper- und Meditationsübungen, um die Intuition in diesen Körperregionen zu stärken. Hierbei wird viel mit Energielenkung, Innenschau und Stille gearbeitet, um die innere Weisheit unter all dem Gedankengewusel deutlicher hören zu können. Auch in der Akupunktur und Akupressur werden meist die Zonen im Stirn- und Bauchbereich behandelt, um inneres Gleichgewicht herzustellen.
Manipura Chakra – Bauchzentrum
Im Bereich unseres Solarplexus, etwas über dem Nabel, befindet sich das Manipura Chakra. Es ist Sitz der Lebenskraft und steht unter anderem für Klarheit und Weisheit, die sich in Form eines deutlichen Bauchgefühls ausdrückt. Wenn etwas nicht stimmt oder wir etwas ganz deutlich wollen, dann spüren wir oft Signale in diesem Chakra beziehungsweise in unserem Bauch. Da im Bauch auch Emotionen sitzen, kann die Intuition jedoch von Gefühlen wie Angst oder mangelndem Selbstwert getrübt werden. Daher ist es wichtig, Entscheidungen immer abzuwägen. Denn auch das Bauchgefühl basiert auf Erfahrung und Konditionierungen und kann irren.
Wenn du dein Manipura Chakra stärken möchtest, kannst du diese Meditation für innere Stärke von Annika Isterling ausprobieren oder „Yoga für das Manipura Chakra” mit Nicole Bongartz üben:
Ajna Chakra – das Dritte Auge
Das dritte Auge befindet sich zwischen den Augenbrauen. Es ist der Sitz von Weisheit und innerem Wissen und verbindet die Sinne des Körpers mit der Seele, um zu einem tiefen Wissen zu gelangen. Das Chakra beeinflusst, wie sensitiv dein Bewusstsein für deine Umgebung ist. Nimmst du die Welt auch jenseits der fünf Sinne wahr oder hast du ein höheres Bewusstsein für das Nicht-Sichtbare? Menschen mit einem aktiven Ajna Chakra berichten oft über Hellsichtigkeit, starke Visualisierungsfähigkeiten und Vorahnungen.
Das dritte Auge gibt es in verschiedenen Kulturen: Die hinduistische Gottheit Shiva wird oft mit dem dritten Auge dargestellt. Der rote Punkt zwischen den Augenbrauen, den man in hinduistischen Kulturen bei einer Puja (indisches Feuerritual) erhält, steht für die Aktivierung des Stirnchakras. Im alten Ägypten bezeichnete man das dritte Auge als „Auge des Horus“ und glaubte, dass dieses sowohl Sitz der Intuition als auch der Seele sei. Auf physischer Ebene wird es oft mit der Zirbeldrüse in der Mitte des Gehirns in Verbindung gebracht. Diese steuert unseren Wach- und Schlafrhythmus, produziert Serotonin und Melatonin und ist Sitz von Intuition und Bewusstseinserweiterung.
Um das Anja Chakra zu stärken, kannst du das Om Mantra chanten, diese Kerzenmeditation oder die folgende Yogasequenz speziell für das Ajna Chakra von Nicole Bongartz üben:
Hara und Traditionellen Chinesischen Medizin
Das japanische Wort „Hara“ bedeutet so viel wie „Bauch“ und „Quelle des Lebens“. Laut der Traditionellen Chinesischen Medizin liegt es etwa vier Zentimeter unter dem Nabel, zwischen Nabel und Schambein. Wenn wir den Kontakt zu unserem Bauch verlieren, ist das Hara unterversorgt und wird von der Lebensenergie abgeschnitten. Denn an dieser Stelle, beziehungsweise zwischen den Nieren, entspringt das Ur-Qi und verteilt sich von hier aus über 12 Meridiane durch den gesamten Körper. Daher liegt hier auch ein wichtiger Yin-Akupunkturpunkt, der für Weiblichkeit und Intuition steht. Ein ausgeglichenes Hara schenkt eine innere, gelassene und zentrierte Haltung, die als Wegweiser für das Leben dienen kann.
Wenn du dein Hara stärken willst, empfehlen wir diese Hara-Meditation von Madhavi Guemos oder die folgende Kundalini Yoga-Sequenz von Irina Alex, die Herz und Hara verbindet:
Wissenschaftliche Erklärung von Intuition
Bauchhirn – Der Darm ist unser zweites Gehirn
Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Intuition aus dem Bauch kommt. Wenn es im Bauch zu kribbeln beginnt, sobald wir uns auf den Liebsten freuen oder wir bei einem Streit ein fieses Ziehen spüren, dann könnte man schon meinen, dass der Bauch sehr viel mehr weiß, als wir denken.
Die Neurogastroenterologie befasst sich mit dem großen Nervensystem unseres Bauchs und Verdauungstrakts. Dieses enterale Nervensystem ist aufgebaut wie das Kopfgehirn. Mit über 100 Millionen Nervenzellen ist es sogar größer als das unseres Rückenmarks. Seine Hauptaufgaben sind die Analyse unserer Nahrung, die Kontrolle der Darmbewegungen und die Steuerung der Immunreaktionen unseres Körpers. Über die Darm-Hirn-Achse und mit Hilfe von Hormonen und Darmbakterien findet eine kontinuierliche Kommunikation zwischen Gehirn und Bauch statt. Der Bauch meldet, ob wir satt sind oder etwas Gefährliches oder Ungesundes zu uns genommen haben.
Warum treffen wir oft Entscheidungen aus dem Bauch heraus? Der Bauch und unsere Gefühle sind über den Vagus-Nerv verbunden. Zum größten Teil sendet der Darm über diesen Signale direkt in das limbische System, das in unserem Gehirn die Emotionen steuert. So kann das Bauchhirn unser Wohlbefinden beeinflussen. Wissenschaftler vermuten, dass die Empfindungen des Bauchhirns gespeichert werden, um dem Gehirn bei Entscheidungen zu helfen.
Bauch und Kopf enthalten die gleichen Zelltypen, Rezeptoren und kommunizieren mit denselben Botenstoffen wie etwa Dopamin und Serotonin. Letzteres ist unser Glückshormon, das zu 90 Prozent im Darm hergestellt wird. Es ist nicht nur für unser Wohlbefinden, sondern auch für die Darmtätigkeit und das Immunsystem zuständig. Serotonin wird nicht direkt vom Darm ins Gehirn gesendet. Dennoch könnte es unsere Gefühlslage über die Darm-Hirn-Achse mitbeeinflussen. So zeigte sich, dass die Symptome bei Parkinsonpatienten sich zuerst im Bauchgehirn in Form von Magen-Darm-Beschwerden und ähnlichen Veränderungen wie im Kopf zeigen.
Intuition in der Psychologie – Kopf- oder Bauchmensch?
Es gibt Menschen, deren Wesen eher systematisch und rational ist und andere, die einen intuitiven Denkstil verfolgen. Diese Eigenschaften scheinen angeboren und relativ stabil. Man vermutet, dass sich Kopf- und Bauchmenschen aufgrund der Leistungsfähigkeit ihres Arbeitsgedächtnisses in ihrem kognitiven Stil unterscheiden. Manchen fällt es leichter, rational zu denken. Intuition dagegen ist eine eher unbewusste Form der Informationsverarbeitung, die im Langzeitgedächtnis entspringt. Sie beruht auf vorherigen Erfahrungen, die mit aktuellen Situationen abgeglichen werden. Dies zeigt sich etwa im Arbeitsumfeld, wenn Ärzte aufgrund ihrer Erfahrung intuitiv blitzschnell agieren, ohne bewusst nachzudenken.
Vor allem bei komplexen Entscheidungen stößt das Arbeitsgedächtnis früher oder später an seine Grenzen. Verschiedene Wissenschaftler gehen davon aus, dass intuitive Entscheidungen auf bekannten Mustern oder heuristischen Faustregeln basieren. Dabei werden nicht alle Faktoren akribisch analysiert, sondern nur diejenigen Informationen verarbeitet, die am zuverlässigsten scheinen und am einfachsten abrufbar sind. Dieser unbewusste Prozess hilft dabei, sich in einer unvorhersehbaren Welt zu orientieren. Dennoch kann auch die Intuition zu Denkfehlern und kognitiven Verzerrungen führen, wenn wir Situationen unbewusst falsch oder zu subjektiv wahrnehmen und interpretieren.
Die Literatur ist sich einig, dass wir Menschen zu den besten Entscheidungen kommen, wenn wir beide Denksysteme nutzen. Das Gehirn ist ein vernetztes System, in dem sich die unbewusste Verarbeitung von Informationen und deren systematische Beurteilung ergänzen, um zu Lösungen zu finden.
Wir wissen mehr, als wir erfassen können
Intuitiv „denke“ ich, dass es letztendlich nicht wirklich wichtig ist, welche Erklärung nun „richtig“ ist. Wie bei allem im Leben gibt es nicht die eine korrekte Theorie, sondern viele verschiedene Blickwinkel auf dasselbe Phänomen. Ob wir nun aufgrund von Heuristiken intuitiv entscheiden, unser Arbeitsgedächtnis genetisch bedingt limitierter ist, wir auf ein hormongesteuertes Bauchgefühl hören oder eine Stunde bewusst auf das Stirnchakra meditieren, Tatsache ist: Wir wissen mehr, als wir mit dem Verstand erfassen können. Intuition braucht Erfahrungen genauso wie Selbstkenntnis. Diese können wir mit Yoga und Meditation entwickeln und stärken. Obwohl Intuition eine große Hilfe ist, den Alltag zu navigieren, können beide Instanzen auch irren. Daher macht es bei großen Entscheidungen Sinn, beide zu Rate zu ziehen.
Kurz: Der inneren Stimme Raum zu geben ist nicht nur sinnvoll, sondern auch selbstermächtigend. Denn sie bestärkt uns darin, selbstbewusster und eigenverantwortlich unseren individuellen Weg zu gehen.
Wenn du mit mir meditieren möchtest, empfehle ich dir diese Meditation zur Stärkung deiner Intuition.
Quellen:
- René Hug: Yin & Yang Yogatherapie: Lebe & Entscheide mit deiner Intuition, Schweizer Literaturgesellschaft
- Yogaworld: Wie Yoga dich für deine Intuition öffnet