Mann und Yoga
Bild Madison Lavern auf Unsplash

Dream-Team: Der Mann und das Yoga

Von Katharina Goßmann und Merle Blankenfeld

Im Westen gilt Yoga als reines Frauen-„Hobby”. Dabei war die Praxis des Yoga in Indien ursprünglich ausschließlich den Männern erlaubt. Das Ziel des Yoga war damals nämlich nicht körperliche Fitness, sondern Erleuchtung – und solch einen geistig-seelischen Höhenflug traute „mann” nur Männern zu.

Game Changer: Indra Devi

All das änderte sich mit einer Frau namens Indra Devi. Sie war eine Freundin der Familie des Maharajas, für die der Urvater des modernen Yoga, Krishnamacharya, arbeitete. Weil sie so hartnäckig interessiert war, begann Krishnamacharya – der zuvor bis auf weibliche Familienangehörige nur Männer unterrichtete – mit ihr zu üben. Indra mauserte sich zur Musterschülerin.

Als sie 1947 in die USA zog, begann sie selbst zu unterrichten – vor allem Frauen, die Yoga hauptsächlich ihrer Figur zuliebe praktizierten. Zu Indra Devis Schülerinnen gehörten unter anderem Marilyn Monroe, Elizabeth Arden und Greta Garbo. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die alte indische Philosophie für gelehrte Männer so in eine Schönheitsgymnastik für westliche Frauen.

Modernes Yoga: Weibliche Gegenwart

Auch wenn Yogalehrende im Westen mittlerweile in vielen Stilrichtungen unterrichten – vom strengen Guru-Kula-System im Ashram bis zur Power-Yoga-Stunde im Fitness Center: Frauen stellen heute (noch) die Mehrzahl der Yoga-Fans. Nur logisch, dass die meisten Studios ihr Angebot auf weibliche Bedürfnisse ausrichten.

Die männliche Hemmschwelle

Das allerdings macht es Yoga-interessierten Männern nicht leichter, ihre Hemmschwellen zu überwinden. Viele Männer fühlen sich einfach nicht wohl in Barfußtempeln, die nach Räucherstäbchen duften und mit Kerzen vollgestellt sind.

Gut, manch ein Mann sieht sich vielleicht gerne als Hahn im Korb inmitten knackiger Yoginis. Deutlich mehr Männer allerdings fürchten die Blamage im Kreis Yoga-erfahrener Frauen. Bekanntlich sind Frauen von Natur aus häufig deutlich beweglicher – und Männer tun sich erfahrungsgemäß schwerer ihre Freude am Wettbewerb abzulegen.

Und dann hält sich in manchen Kreisen hartnäckig das Gerücht, Yoga wäre esoterische Entspannungsgymnastik für mittelalte Hippie-Frauen, die es sich auf Schaffellen in ihren weiten Leinenklamotten bequem machen...


Yoga für Männer – finde deinen Weg zum Yoga


Mehr Beweglichkeit, Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit dank Yoga

Wenn Mann sich aber einfach mal zum Yoga traut, lösen sich solche Befürchtungen meist schnell in Luft auf. Nach einer Stunde Ashtanga oder Power Yoga (oder spätestens nach dem daraus resultierenden Muskelkater) wird auch aus dem hartnäckigsten Yoga-Klischee ein beeindrucktes „Mann, das ist ja total anstrengend!”

Aber auch vom weniger auf Kraft und Ausdauer ausgelegten Teil des Yoga können Männer sehr profitieren. Gerade bei den Herren der Schöpfung ist die Muskulatur häufig verkürzt und/oder verhärtet – besonders in der Rückseite der Beine, den Hamstrings. Das kommt von ausführlichem Sitzen an Schreibtisch und auf Sofas, aber auch vom Joggen, Fußball oder Kraftsport, der den Fokus auf Muskelaufbau legt. Yoga dehnt diese Muskeln sanft, aber stetig und arbeitet gleichzeitig intensiv an der subtileren Tiefenmuskulatur. Außerdem erhöhen viele Yoga-Übungen die Beweglichkeit und stärken Wirbelsäule und Rumpfmuskulatur. Das kann dich vor Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfällen schützen. Die Asana-Praxis kann also eine ganz wunderbare Ergänzung zu klassischen Sportarten sein – ein Dream Team!

Darüber hinaus senkt regelmäßiges Yoga-Üben den Blutdruck und die Ausschüttung von Stresshormonen und erhöht deine Konzentrationsfähigkeit. Mehr Entspannung und Ruhe klingen für dich jetzt vielleicht wie Klischees (die du noch dazu bestimmt absolut nicht nötig hast...). Aber wer auch in herausfordernden Situationen gelassen bleibt, ist nicht nur mehr bei sich, sondern auch leistungsfähiger, und zwar in jeder Hinsicht. Davon kannst du im Job, in der Beziehung und beim Sport profitieren.

Das alles reicht dir noch nicht an Argumenten? Dann hier eine kleine, in Yogakreisen aber bestens bekannte Info: Yoga macht dich auch zu einem ausdauernderen, beweglicheren und entspannteren Liebhaber. Also: Ab auf die Matte mit dir!

Katharina Goßmann
Katharina Goßmann

Katharina ist Mutter, Yogalehrerin und Psychologin. Bei YogaEasy ist sie das Herz der Redaktion und schreibt über Yoga, wahres Glück und Heilung. Ihre Artikel werden unter anderem im „Yoga Journal” und in der „Happy Way” veröffentlicht.

Merle Blankenfeld
Merle Blankenfeld

Merle verbindet bei ihre Leidenschaft für Yoga mit einem Faible für alles Digitale. Deshalb schreibt sie über die Themen, die ihr am Herzen liegen: Yoga, Spiritualität und Gesundheit. Wenn sie nicht gerade vor einem Bildschirm sitzt, steht sie entweder auf der Yogamatte oder vergräbt ihr Gesicht in einem Buch (okay, manchmal ist es auch ein E-Reader...).